Bigotte Geheimdienst-Paranoia

Vor fast genau einem Jahr erhielt die US-amerikanische NSA durch die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb war. Monatelang stand die digitale Überwachungsmaschinerie – zu Recht – in der Kritik.

Vor fast genau einem Jahr erhielt die US-amerikanische NSA durch die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb war. Monatelang stand die digitale Überwachungsmaschinerie – zu Recht – in der Kritik. Dass Spione spionieren, war allen bewusst. Welch monströses Ausmaß die weltweite und wahllose Analyse von Kommunikationsdaten inzwischen angenommen hatte, war neu.

Nach der NSA erfasste der Sturm das britische GCHQ, und selbst lose kooperierende Dienste wie das Wiener Heeresnachrichtenamt bekamen ihren Teil ab.

Seit Freitag muss sich auch der deutsche BND rechtfertigen. Allein bis 2020 will Angela Merkels Auslandsaufklärung 300 Millionen Euro für die Echtzeitüberwachung sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter investieren. Die Empörung der Geheimdienstkritiker erreichte einen neuen Höhepunkt.

Zu Unrecht. Ein Gutteil eben dieser Kritiker – viele davon sind Journalisten – breiten ihr Berufs-, Privat- und Gedankenleben seit Jahren weltöffentlich in eben diesen Netzwerken aus. Dass sich plötzlich jemand dafür interessiert, sollte sie eigentlich freuen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2014)

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