Gottes Wort in Dolby Surround

Die Bibel-Renaissance im Filmjahr 2014 zeigt nicht unbedingt, dass sich Hollywood mit dem Glauben auseinandersetzt.

Manche katholischen Freunde klagen, dass heute im Film der Glaube keine Rolle mehr spielt. Das ist natürlich Unsinn. Gerade Hollywood bedient sich gern der Bibel. Allein schon an den 90 Millionen evangelikalen Christen in den USA kommt eine so gewinnorientierte Institution wie die Filmindustrie nicht vorbei.

So läuft gerade in den USA der eher bieder gemachte Film „Son of God“ an, der vielleicht das beste Box-Office-Ergebnis dieses Wochenendes erzielen wird. Viele evangelikale Pastoren rufen zum Besuch auf, und es fehlt auch nicht am hymnischen Publikumslob für das Glaubenserlebnis – als ob manche Amerikaner eine Sache erst richtig glaubten, wenn sie sie im Kino gesehen haben.

In Fernsehfilmen ist das Leben Jesu' sowieso ein häufig wiederkehrender Topos. Christian Bale war da schon einmal als Christus zu sehen, oder Gary Oldman als Pontius Pilatus. Aber auch das Kino flirtet zur Zeit heftig mit der Bibel. Demnächst startet „Noah“ mit Russell Crowe. Im Dezember ist Ex-Jesus Christian Bale als Moses dran („Exodus“). Für 2015 ist „The Ressurrection of Christ“ geplant. Und „Mary“, mit Ben Kingsley als Herodes.

Ich gehöre allerdings zu der Art von Christen, die von Bibelfilmen meist enttäuscht sind. Das Buch ist einfach schwer verfilmbar. Das Ergebnis ist oft irgendwo zwischen Sandalenfilm mit himmelwärts gerichtetem Augenaufschlag und Fantasy-Abenteuer. Ich weiß also nicht, wie groß der missionarische Wert ist. Von „Die Bibel“ (1966) habe ich nur noch in Erinnerung, dass die Vegetation im Paradies immer irgendwie den Blick auf die nackte Eva verstellt hat.

Und bei Pasolinis „Evangelium nach Matthäus“ starren die Darsteller gern lange mit windzerzausten Haaren ausdrucksvoll in die Gegend, als ob sie ihren Text vergessen hätten. Wenigstens fallen ihnen nach intensivem Nachdenken ein paar Bibelzitate ein. Besser ist es wohl mit „Noah“ auch nicht, der nun als erster Umweltschützer porträtiert wird (der allerdings hemmungslos einen magischen Wald abholzt, um daraus ein Schiff zu bauen, in dem er nicht artgerechte Tierhaltung betreibt).

Aber ich komme trotzdem auf meine Kosten. „Von Göttern und Menschen“ (Großer Preis der Jury in Cannes und César 2010), „Tree of Life“ (Goldene Palme in Cannes 2011) und „Les Misérables“ (2012, drei Oscars) sind – jeder auf seine Art – berührende Filme über den Menschen, seine Würde, seine Seele und seine Erlösung. Sie sind freilich nicht – wie die meisten Bibel-Blockbuster und die Harry-Potter-Streifen – Verfilmungen für ein Publikum, das das Buch eh schon kennt und liebt.

Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“ und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/cultureclash

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2014)

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