Happel oder Kaup-Hasler als Volkstheater-Direktorin?

Volkstheater Wien
Volkstheater Wien (c) imago stock&people (imago stock&people)
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Letztes Rennen um die Schottenberg-Nachfolge. Unruhe im Burgtheater: Sparkurs fordert Opfer. Was ist mit Spitzenschauspieler Markus Meyer?

Wer hätte das gedacht? Von Wiens Großbühnen galt das Volkstheater als das am wenigsten attraktive Haus: zu groß, unterdotiert und mit einem unklaren Zielpublikum. Da brauchte es energische, erfinderische Direktoren – und die waren immerhin oft vorhanden, von Gustav Manker bis Emmy Werner.

Maria Happel
Maria Happel(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Michael Schottenberg punktete mit Sentiment und sozialem Engagement. Im August kündigte er seinen Rückzug für 2015 an. Bewerber um die Nachfolge gibt es offenbar wie Sand am Meer. Die Größe und programmatische Offenheit des Hauses sind eben auch ein Anreiz und ein Vorteil. Doch wer kann es? Die Hearings laufen. Zwei Damen scheinen in der Endrunde zu sein: Burgschauspielerin Maria Happel, ein echtes Theatertier, ein Publikumsliebling. Sie hat mit vielen wichtigen Regisseuren zusammengearbeitet, darunter Ruth Berghaus, Claus Peymann, Adolf Dresen, Dieter Giesing oder Barbara Frey – und auch öfter selbst inszeniert. Happel war zunächst für die Findungskommission fürs Volkstheater vorgesehen, aber das soll schon vorgekommen sein, dass Mitglieder einer Findungskommission sich selber gefunden haben.

Veronica Kaup-Hasler
Veronica Kaup-Hasler(c) APA (STEIRISCHER HERBST / THOMAS AURI)

Ein weiterer heißer Tipp scheint die Intendantin des Steirischen Herbsts, Veronica Kaup-Hasler, zu sein. Seit 2006 leitet sie das karg dotierte Avantgarde-Festival, sie ist bestens vernetzt, ihr Stil sophisticated. Sie begann als Dramaturgin bei Peymann und Gerard Mortier, leitete den Regiewettbewerb der Wiener Festwochen und das Festival Theaterformen in Braunschweig und Hannover. Wann wird die Entscheidung fallen? Zunächst war Ende Oktober avisiert. Nun heißt es im Büro von Wiens Kulturstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny, es werde noch dauern. Das heißt freilich nichts, es könnte auch sein, dass die neue VT-Chefin oder der neue VT-Chef bereits feststeht und man die (Vor-)Vertragsverhandlungen abschließen möchte. Den Vorsitz im Vorstand der VT-Privatstiftung führt Wolfgang Ruttenstorfer, von 2002–2011 Generaldirektor der OMV.

Schauplatzwechsel ins Burgtheater: Dort herrscht Unruhe wegen der (Nicht-)Verlängerung von Schauspielerverträgen. Beim Jubiläumskongress Mitte Oktober und auch im „Presse“-Interview wies Burg-Chef Matthias Hartmann auf die Finanzprobleme des Hauses hin, weil die Subventionen seit Jahren kaum erhöht werden. Laut APA vom Dienstag haben die Aufsichtsräte der Bundesbühnen bis jetzt nicht einmal die Budgets für die laufende Spielzeit verabschiedet. „Der Tank ist leer“, erklärte Bundestheater-Holdingchef Georg Springer bereits heuer im März. Man fragt sich, ob die Behandlung der Theater vielleicht politische Absicht ist, weil eben andere Medien, Film, bildende Kunst, wichtiger geworden sind. Das Burg-Ensemble schrumpfte von 120 auf 80, klagte Hartmann in der „Presse“.

Werden es bald noch weniger sein? Trifft es auch die Kerntruppe? Angeblich soll der Vertrag von Markus Meyer nicht mehr verlängert werden, der als Titus Feuerfuchs für Johannes Krisch im „Talisman“ einsprang, ein Husarenstück. Meyer spielt an der Burg mehrere große Rollen, darunter in Breth-Inszenierungen („Zwischenfälle“, „Hamlet“), seine Dorian-Gray-Vorstellungen sind nach Jahren noch immer ausverkauft. Wo wird als Nächstes gekürzt? Beim beliebten Burg-Kinder- und Jugendtheater?

E-Mails an:barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2013)

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