London Calling

Die Nachrichten über Neueröffnungen von Galerien reißen nicht ab. Neben Gegenwartskunst scheint die Stadt ein fruchtbarer Boden für Nachkriegskunst zu sein.

London scheint derzeit eine unwiderstehliche Anziehungskraft für Galerien zu haben. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht Nachrichten von neuen Galerien die Runde machen. In den letzten fünf Jahren haben vor allem prominente New Yorker Händler Dependancen in London eröffnet, darunter David Zwirner, Pace, Michael Werner, Dominique Lévy, Skarstedt und erst im Vorjahr Marian Goodman. Globalist Larry Gagosian soll aktuell eine dritte Londoner Niederlassung in Planung haben.
Jetzt gibt es zwei weitere interessante Neuzugänge: Der Italiener Nicolò Cardi kommt mit der zeitgenössischen Linie Cardi Black Box in die britische Hauptstadt. Er ist Sprössling der angesehenen Kunsthändlerfamilie Cardi, die in Milan auf Nachkriegskunst und Moderne spezialisiert ist. Er kommt mit viel Selbstbewusstsein auf den Markt, platziert er sich doch in der Grafton Street nur zwei Häuser neben Zwirner und belegt ein ganzes Stadthaus.

Nachkriegskunst. Der zweite Newcomer in London stammt ebenfalls aus einer Kunsthändlerdynastie. Omer Tiroche, gerade einmal 23 Jahre alt, Sohn von Micky Tiroche, Gründer des Tiroche-Auktionshauses in Israel und in London seit 1996 im privaten Kunstverkauf aktiv, und Neffe von Banker Serge Tiroche, Ko-Gründer der Tiroche-DeLeon-Kunststiftung und einer der internationalen Keyplayer in der wachsenden Kunstfondsbranche, hat sich in Mayfair mit einer schicken Galerie niedergelassen. Interessant ist, dass er seine zeitgenössische Galerie, Omer Tiroche Contemporary Art, mit deutschen und österreichischen Nachkriegskünstlern eröffnet. In der Ausstellung „Redefining Paint: Germany and Austria since 1970“ zeigt er 18 Werke von Gerhard Richter, Günther Uecker, Hermann Nitsch, Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Franz West. Auch die Preise sind mit einer Bandbreite von zwischen 40.000 und einer Million Pfund mehr als erwachsen. Die Werke stammen aus den Beständen seines Vaters. Das hilft beim Start. Im Mai will er junge koreanische Künstler zeigen. Seine Passion sei aber europäische und amerikanische Nachkriegskunst und Moderne, sagt er. Kein Wunder bei Papas vielversprechendem Lager.

Nachkriegskunst und Moderne sind eine heiß begehrte Handelsware. Sie spiegeln den Zeitgeschmack wider. In London zeigten das British Museum, Tate Modern und die Royal Academy Ausstellungen zu Nachkriegskunst, und Galerist David Zwirner hat sich gerade Gérard Faggionato, ein Urgestein der Londoner Händler, geholt, um sein Portfolio in diese Richtung zu erweitern.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

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