Das Dilemma mit Privatmuseen

Die Budgets öffentlicher Museen nehmen ab. Hochkarätige Werke landen immer öfter in Privatmuseen. Ein dauerhafter Bestand ist so aber nicht gesichert.

Nach 20 Jahren schließt das Pariser Museum Maillol für „unbestimmte Zeit“. Über die Jahre hat das Museum, das 179 Arbeiten von Aristide Maillol beherbergt, einige Ausstellungen gezeigt, die vor den strengen Augen der Kunstkritik nicht sonderlich gut abschnitten, aber immer gut besucht waren. Die nächste Schau mit dem Thema „Le Baiser dans l'art de la Renaissance à nos jours“ („Der Kuss in der Kunst von der Renaissance bis heute“) war für den 25. März angekündigt worden, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben, offiziell wegen Renovierungsarbeiten. Tatsächlich hat das Privatmuseum, das von der Firma Tecniarte gemanagt wird, aber am 5. Februar Konkurs angemeldet, wie die Kunstzeitung „The Art Newspaper“ herausfand. Die Zukunft des Museums und der Sammlung, die aus der Stiftung Dina Vierny hervorging, ist also ungewiss. Vierny war eine Pariser Kunsthändlerin und Maillols langjährige Muse.

Ein ähnliches Schicksal dürfte nun dem Moya Museum of Young Art im Palais Schönborn in Wien bevorstehen. Es hat überraschend seine Pforten geschlossen und der Geschäftsführer, Kolja Kramer, ist seither nicht mehr erreichbar. Das Museum konnte die Rechnungen nicht mehr bezahlen und der Vermieter zog die Schlüssel zu den Räumlichkeiten ein. Auch für dieses Museum gilt: Die Zukunft ist ungewiss.

350 Privatmuseen weltweit. Die Zahl der privaten Museen ist im Steigen. Das liegt einerseits daran, dass die Qualität der privaten Sammlungen zunimmt und anderseits die Budgets der öffentlichen Museen immer geringer werden. Das heißt, sie verfügen nicht mehr über die Mittel, hochkarätige Werke zu erwerben. Diese landen stattdessen in privaten Händen. Viele Sammler leihen ihre Werke den öffentlichen Museen. Das hat nicht immer nur philanthropische Gründe, sondern auch finanzielle. Denn Museumsausstellungen erhöhen den Wert der Kunstwerke. Andere Sammler bauen gleich ihr eigenes Museum. Weltweit gibt es rund 350 Privatmuseen, Tendenz steigend. Besonders Amerikaner und Schweizer sind aktiv: Die USA beherbergen laut einer aktuellen Studie 48 private Häuser, die Schweiz 13. Sammler werden künftig den Museumsbetrieb stärker beeinflussen. Das hat auch Nachteile. Denn was passiert, wenn ein Vermögen verschwindet oder ein Sammler stirbt? Die Gefahr, dass das Museum schließt und die Sammlung in alle Winde zerstreut wird, ist groß. Selbst gut ausgestattete Museen müssen immer wieder Werke verkaufen, um den Betrieb zu finanzieren.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.