Kunst im Netz

Der Onlinehandel mit Kunst wächst laut „Art Market Report“ um 25 Prozent jährlich. Den Durchbruch hat damit aber noch kein Projekt wirklich geschafft.

Sotheby's kostete der erste Ausflug ins Online-Auktionsgeschäft 28 Millionen Dollar. Das liegt 13 Jahre zurück. Der Verlust dürfte verdaut sein, denn im April startete Sotheby's mit eBay den zweiten Versuch, in der Hoffnung, dass die Zeit inzwischen reif ist. Auch Christie's ist im Netz aktiv, wobei das Gros der Verkäufe über Liveschaltungen von herkömmlichen Auktionen stattfindet – quasi die digitale Form des Telefongebots. Christie's startete mit Online-Live-Bidding 2006, ging aber 2011 dazu über, auch reine Online-Sales anzubieten. 2014 setzte das Haus via Internet immerhin 35 Millionen Dollar um.

Going digital. Heute wird im Internet fast alles verkauft, warum sollte der Onlinehandel nicht auch ein Hoffnungsmarkt in der Kunstbranche sein? Zumindest im Niedrigpreissegment tun sich interessante Perspektiven auf. Galerien bieten ihre Ware auch via Internet feil und teilweise vermarkten sich Künstler inzwischen über Plattformen direkt. Reine Online-Auktionshäuser sind Formate wie Auctionata, Artnet Auctions, Artsy und Paddle8. Die dahinterliegenden Geschäftsmodelle sind unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie mit Venture Capital in Millionenhöhe finanziert wurden und werden.

Ob es eines dieser Start-ups schon in die Gewinnzone geschafft hat, ist jedoch nicht bekannt. Aber die Hoffnung lebt, denn hinter den verschiedenen Plattformen stecken immerhin Investoren wie die Rockefeller-Familie, Galerist Larry Gagosian, die Verlagsgruppe Holtzbrinck oder auch der Künstler Damien Hirst.

2014 wurde laut Tefaf-„Art Market Report“ im Netz weltweit immerhin Kunst im Wert von 3,3 Milliarden Euro umgesetzt, das entspricht fünf Prozent des Gesamtmarktes. Davon entfällt ein Großteil auf Erstverkäufe sowie Kunstdrucke und Fotografien. Trotzdem, der Markt wächst. Kunstökonomin Clare McAndrew schätzt, dass der Onlinehandel mit Kunst jährlich um 25 Prozent wachsen wird und bis 2020 über zehn Milliarden Euro ausmachen wird.

Ob sich Onlinehandel aber auch im High-End-Segment wird durchsetzen können, bleibt fraglich. Die Kunstwerke live sehen zu können, ist für viele Käufer ein Entscheidungskriterium. Mit diesem Problem kämpfte auch die VIP Art Fair, die erste virtuelle Kunstmesse, die 2011 in Netz ging. Sie hatte die zugkräftigen Player wie Larry Gagosian, David Zwirner, Hauser & Wirth, White Cube und auch Thaddaeus Ropac und Krinzinger im Boot. Die Messe kam über 2012 nicht hinaus. Denn die persönliche Erfahrung der Kunstwerke, die Aura, wenn man so will, ist virtuell nicht reproduzierbar.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2015)

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