Schnäppchen auf dem Skulpturenmarkt

Trotz Rekordpreises von 141 Millionen Dollar für eine Figur von Giacometti bietet das Segment attraktive Preise. Sogar ein Picasso ist leistbar.

Wer die zerbrechlich wirkenden Figuren Alberto Giacomettis liebt, dem hat es vermutlich vor drei Wochen die Tränen in die Augen getrieben, als „L'homme au doigt“ mit 141 Millionen Dollar einen neuen Weltrekordpreis für die teuerste Skulptur geschrieben hat. Dreidimensionale Arbeiten lagen preislich immer deutlich abgeschlagen hinter den Gemälden. Langsam holen sie auf. Das heißt aber nicht, dass Skulpturen etablierter Künstler unerschwinglich geworden sind. Man muss nur wissen, wonach man sucht. Arbeiten von Pablo Picasso, Salvador Dalí und Fernandez Arman beispielsweise sind laut Kunstpreisdatenbank Artprice für weniger als 15.000 Dollar zu haben.

Arman, der für seine „Accumulations“ – Anhäufungen von gleichen Alltagsgegenständen in Plexiglasbehältern wie Uhren, Knöpfe und Kämme – und „Combustions“ – verbrannte Objekte– berühmt wurde, hat viele Arbeiten in Bronze geschaffen. Seine in Stücke geschnittene Freiheitsstatue gehört etwa zu den erschwinglichen Arbeiten des Nouveau Réaliste. Aber auch Einzelstücke für weniger als 10.000 Dollar sind gelegentlich zu finden. Bei Christie's in Paris wurde Ende April die Skulptur „Raining Days“ um 7500 Dollar verkauft. Zugegeben, dabei handelt es sich um ein echtes Schnäppchen, weil der Franzose nicht nur in Europa beliebt ist, sondern auch von Amerikanern gern gekauft wird.

Ein echter Picasso. Picasso gehört zu den weltweit teuersten Künstlern. Das gilt jedoch nur für seine Gemälde und Zeichnungen. Seine Keramiken wurden vom Markt die längste Zeit schmählich behandelt. Dieses Segment ist daher mit Preisen von unter 3000 Dollar höchst attraktiv. Seine Keramiken, die meist eine Auflage von 500 Stück haben, sind mit Stierkampfszenen, Eulen und Vögeln verziert. Vor ein paar Jahren wurden sie noch um 1000 Dollar verkauft, aufgrund steigender Nachfrage aus Asien haben sich aber die Preise verdreifacht.

Bei Dalí, dem in diesem Segment wohl produktivsten Künstler, steht man allerdings vor einem gewissen Dilemma. Es gibt viele limitierte Editionen, aber leider war Dalí in seinen Autorisierungen von Reproduktionen oft unpräzise, wodurch nicht lizenzierte Güsse auf dem Markt sind. Daher gilt hier, genau zu prüfen, bevor man kauft. Sein berühmtes „Cabinet anthropomorphique“ wurde zuletzt um 11.000 Dollar versteigert. Es gibt aber bei Auktionen gelegentlich auch Reproduktionen um 3000 Dollar.

Definitiv einen Kauf wert sind auch Skulpturen von Dimitri Chiparus, Jesús Rafael Soto und dem aufstrebenden chinesischen Künstler Yoyo Yang.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2015)

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