Giuseppe Sciuti

Giuseppe Sciuti, einst gefeiert für seine Genre- und Historienbilder, ist auf dem Markt selten vertreten. Im Dorotheum kommen zwei Werke mit hochkarätiger Provenienz zur Auktion.

„Le gioie della buona Mamma“, „Die Freuden der guten Mutter“, fing der italienische Maler Giuseppe Sciuti auf Leinwand ein. Dieses Bild stammt neben einer vielfigurigen Historienszene aus der Geschichte Siziliens aus einer der größten Privatsammlungen von Werken Sciutis. Die beiden Gemälde kommen nun bei der Herbstauktionswoche im Wiener Dorotheum unter den Hammer. Das ist eine seltene Gelegenheit, an ein wichtiges Werk des italienischen Malers zu kommen. Bei Auktionen sind Werke Sciutis nur selten vertreten und wenn, dann meist bei italienischen Auktionshäusern.

In Vergessenheit geraten.Sciuti war zu seiner Zeit ein echter Star, seine Porträts, Genre- und Historienbilder wurden international ausgestellt und geschätzt. So wurden auch drei Arbeiten 1873 bei der Weltausstellung in Wien präsentiert, darunter das Gemälde „Pindar preist einen siegreichen Athleten bei den Olympischen Spielen“, das heute in der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand zu bewundern ist. Doch Sciuti kam aus der Mode und geriet nach seinem Tod in Vergessenheit. Vor zwei Jahrzehnten wurde er durch eine italienische Museumsschau wiederentdeckt und fand so auch wieder den Weg in den Verkauf. So überrascht es auch nicht, dass der höchste Preis für ein Gemälde aus den späten 1990er-Jahren stammt. Christie's versteigert 1998 das Werk „Rüdiger I, König von Sizilien, beim Verlassen des Palazzo Reale“ um 77.650 Euro.

Das im Dorotheum zur Auktion gelangende Werk „Sieg der Catanesi über die Libyer“ hat einen Schätzpreis von 30.000 bis 40.000 Euro. „Sciuti gestaltete den Vorhang für das Opernhaus Teatro Massimo Bellini im sizilianischen Catania. Das Werk, das zur Versteigerung kommt, ist eine Studie zu dieser Arbeit“, sagt Gautier Gendebien, Experte für Gemälde des 19. Jahrhunderts im Dorotheum. Noch höhere Erwartungen hat Gendebien an „Die Freuden der guten Mutter“. Das Gemälde soll 50.000 bis 70.000 Euro einbringen.

Was die Gemälde dieser Sammlung auszeichnet, ist die lückenlose Provenienz, die bis zum Künstler zurückzuverfolgen ist. „An ihrem Beginn steht ein gewisser Alfio Tomaselli, ein enger Freund des Künstlers. Über zwei Jahrzehnte nahmen die Gemälde einen zentralen Platz in der Familie ein, die sie nun veräußert“, sagt Gendebien. Eine gute Provenienz wirkt sich positiv auf den Wert eines Objektes aus. So gesehen besteht zumindest eine gewisse Chance, dass das Dorotheum am 22. Oktober den Höchstpreis von 1998 knackt.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2015)

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