Art Basel in Miami

70.000 Besucher lockt die Messe nach Florida, darunter viele wegen der Partys. Die Messe konzentriert sich aber wieder mehr auf die Kunst statt auf das Spektakel.

Die Art Basel in Miami Beach ist die größte und prestigeträchtigste Messe für zeitgenössische Kunst in Amerika und ein Magnet für die Kunst- wie Promiszene. Die Zahl der Parallelevents wuchert unkontrollierbar, heuer sind es allein 22 Satellitenmessen, die um Besucher und Käufer buhlen. Daneben gibt es Privatsammlungen, Pop-up-Spaces in Hotels und Lagerhäusern, Luxuslabels, die sich seit Längerem gern im Umfeld von Kunst präsentieren und Dutzende champagnergetränkte Partys, die teilweise schon um zehn Uhr morgens beginnen. Galeristenschwergewicht Larry Gagosian nennt es „the social rat fuck“.

Doch neben dem ganzen Bling-Bling geht es immer noch um Kunst, tatsächlich auf der Hauptmesse sogar mit mehr Ernsthaftigkeit als in den Jahren zuvor. Bisher gab es an den Messeständen viel Beach-Party-Stimmung mit bunten Farben und leichten Themen. So widmet die Pace Gallery heuer fast den ganzen Stand den schwarzen Skulpturen von Louise Nevelson, mit Arbeiten, die von den 1950ern bis in die 1980er reichen. Sie ist zwar eine gesuchte Künstlerin, aber die Werke sind keine leichte Kost. Neue Arbeiten von Doug Aitken mit seinen multimedial umgesetzten philosophischen Betrachtungen der gegenwärtigen Welt oder die Künstlergruppe GCC (Gulf Cooperation Council), deren Arbeiten den rapiden kulturellen Wandel in den Emiraten paraphrasieren, stellen die teilweise älteren Prestigewerke in den Schatten. Amerika im Fokus. Während die Messe selbst mit keinen Neuerungen aufwartet, ist das eigentlich Neue ein eigener Direktor für Amerika. Besetzt wurde diese Position mit Noah Horowitz, vorher Messeleiter der New Yorker Armory Show. Er soll weitere Besucher und damit Sammler auf die Messe bringen, nicht zuletzt aus Zentral- und Südamerika. Miami ist geografisch ideal gelegen, die aufstrebende Elite Lateinamerikas als potente neue Käufer zu gewinnen. Kaum überraschend ist, dass es einen Talk zum Thema „Die neue Rolle von Kunst in Kuba“ gibt. Auch die Zahl der Galerien aus Lateinamerika steigt. Inzwischen stammt gut die Hälfte aller Aussteller vom amerikanischen Kontinent.

Das hat auch Nachteile, etwa für Österreich, das heuer nur noch mit drei Galerien vertreten ist: Ropac, der zudem seinen Galerienhauptsitz in Paris hat, Ursula Krinzinger und die Galerie nächst St. Stephan. Noch bis zum Vorjahr waren immer fünf bis sechs Galerien bei der Hauptmesse. Die Einladungen blieben heuer aus ist zu hören. Kein gutes Zeichen für die heimische Galerienszene.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2015)

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