Kunstwerte

Kandinsky-Fieber

Sotheby's machte diese Woche mit der Impressionismus- und Moderne-Auktion den Auftakt zur Londoner Auktionswoche und fuhr mehrere Rekorde ein.

Kurz nach der Art-Basel-Woche, die den Kunstaficionados einen Messemarathon abverlangt hat, jettet die Kunstcommunity schon wieder weiter nach London, wo diese und nächste Woche die großen Häuser ihre Auktionen mit Impressionismus, Moderne und zeitgenössischer Kunst abhalten.

Sotheby's hat zu Beginn der Woche schon den Auftakt gemacht. Dabei setzte Sotheby's bei seiner Abendauktion auf einen kuratierten Teil. Unter dem Titel „Actual Size“ kombinierte das Haus 35 Lose unterschiedlicher Epochen, die nicht größer als eine Katalogseite sind. Die Schätzpreise lagen bei 20.000 bis sechs Millionen Pfund. Zu den Spitzenlosen zählten Cézanne und Picasso, Letzterer war mit „Buste de femme couchée“ vertreten und erzielte 2,4 Millionen Pfund. Das Erdbeerbild von Lucian Freud im Stil eines klassischen Stilllebens stieg auf 1,2 Millionen Pfund.

Zweifacher Rekord.

Danach folgte die klassische Abendauktion mit Höhepunkten wie Wassily Kandinskys abstrakter Komposition „Bild mit weißen Linien“ von 1913. Dieses Werk wurde von den Erben des Kölner Sammlers Wilhelm Hack eingebracht. Ein zweites Werk von Kandinsky war die farbenfrohe Ansicht „Murnau − Landschaft mit grünem Haus“, die mit einer Schätzung von 15 bis 25 Millionen Pfund ins Rennen ging. Beide Werke wurden über dem bisherigen Rekord von 16,5 Millionen Pfund angesetzt, und die Experten sollten richtig liegen. Sotheby's schaffte innerhalb nur weniger Minuten zwei neue Höchstpreise für Kandinsky. Einen Zuschlag von 18,5 Millionen Pfund, das bedeutet Brutto 21 Millionen Pfund, war die Landschaft einem europäischen Privatsammler wert. Das „Bild mit weißen Linien“ ging nach Asien für 33 Millionen Pfund, zu einem Hammerpreis von 29, 2 Millionen Pfund. Das waren aber nicht die einzigen Rekorde des Abends. Ein weiterer Hoffnungsträger von Sotheby's, Joan Mirós „Femme et oiseaux“, knackte ebenfalls den bisherigen Höchstpreis von 21 Millionen Pfund und stieg bis auf 24,6 Millionen Pfund. Und auch die Flusslandschaft von Théo van Rysselberghe brachte mit 8,5 Millionen Pfund einen neuen Rekord, wenn auch der Preis am unteren Ende der Schätzung lag.

Insgesamt lag das Ergebnis der Auktionen über dem Vorjahr. Sotheby's hat aber weit mehr Lose ins Rennen geschickt und setzte auf wichtige und marktfrische Ware. Das Haus feierte gleich mehrere Rekorde, aber bei einem näheren Blick auf die Ergebnisliste zeigt sich, dass viele Zuschläge unter den Schätzungen blieben.

kunstwerte@diepresse.com

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2017)

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