Hund oder Katz? Diese Frage kann wahlentscheidend sein

Da fällt die Entscheidung schwer.
Da fällt die Entscheidung schwer. REUTERS
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Die Präsidentschaftskandidaten schlagen sich mit Horror aus „Der Herr der Ringe“ herum. Das Finale dürfte also viehisch werden.

Es ist schon eine Ewigkeit her, dass vom fotografischen Institut des „Gegengifts“ Kater thematisiert wurden. Nein, damit meine ich nicht den berührenden Kinofilm des Tiroler Dichters Händl Klaus, sondern das Familienleittier Pythagoras. Er hat mich längst als Schwachpunkt in unserem Meidlinger Patchwork von Pubertierenden und Musikern enttarnt. Im Morgengrauen fordert er mit schnurrender Bestimmtheit stets von mir ein, dass ich ihn füttere, noch weit bevor das Familienfrühstück gemacht werden muss. Und danach verhält sich das verschlagene Vieh (unterm Tisch und manchmal auch darauf) so, als ob ich meine Pflicht als sein Ernährer vernachlässigt hätte – was mir von allen Seiten strafende Blicke einbringt.

Beim Abendessen wiederholt sich diese Szene. Um dem ein Ende zu setzen, wollte ich diesen bei allen anderen Bewohnern beliebten Hausherrn seiner dreisten Lüge überführen. Ich filmte die Fütterung. Zum allgemeinen Beweis stellte ich das Foto auf Twitter. Das hat weder die Menschen um mich herum noch das Tier überzeugt. „Wir wissen, wie manipulativ das Netz ist“, bekam ich bei Tisch umgehend zu hören. Und: „Armer Pythi!“

Das aber war nur der erste Tiefschlag. Der nächste folgte, als ich nach geraumer Zeit erkannte, wie viele Zeugen mein Beweisfoto angesehen hatten. Schlagartig war mir klar: Der Kater mit seinem leeren Napf (ja, es war ein Fehler, ihn erst nach vollbrachtem Fressen abzulichten) ist um ein Vielfaches beliebter als zum Beispiel eine mit Herzblut geschriebene Theaterkritik, die ich den Twitteranten zur Verfügung stelle. Tiere gehen immer!
Deshalb erwarte ich jetzt im Finale der zweiten Stichwahl um die Bundespräsidentschaft, dass sich sowohl Herr Hofer als auch Herr Van der Bellen nicht mehr lang mit gemeinen Trivialitäten, etwa Horrormotiven aus „Der Herr der Ringe“, herumschlagen, sondern zum Kern der Sache kommen: Nur ein Pet Lover ist würdig, in die Hofburg einzuziehen. Vielleicht geht es am Ende gar um die fundamental ideologische Entscheidung Hund oder Katze? In den sozialen Medien sind also noch eine Menge blaue oder grüne Katzenbilder zu befürchten.

Die Kandidaten seien jedoch gewarnt. Wer in den Verdacht gerät, Fotos oder Filme solch animalischer Beziehungskisten zu manipulieren oder gar zu fälschen, wird bei den Wählern keine Gnade finden. Letztendlich lautet die Entscheidungsfrage am 4. Dezember nämlich: Würden Sie diesen Herrn Ihren Liebling füttern lassen?

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

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