Der fiese Mr. Trump wollte immer schon alle aufs Kreuz legen

Welche Hobbys haben US-Präsidenten? Der künftige Mann im Weißen Haus liebt Wrestling – harmlos im Vergleich zu anderen Leidenschaften.

Gelehrte Politologen, ausgebuffte Soziologen, die den Mann von der Straße persönlich kennen, die Clintons, sogar mit allen Gemeinheiten gesalbte Leitartikler von Weltblättern haben versucht, das Phänomen Donald Trump zu erklären. Warum, um Himmels willen, ist dieser ultrabrutale Immobilienmakler zum Präsidenten der USA gewählt worden?

Bisherige Antworten von Profi-Meinungsmachern waren nicht wirklich befriedigend. Es blieb dem Sportressort der „Zeit“ vorbehalten, diese Woche zu ergründen, warum der superreiche Typ so ist, wie ihn sich seine Wähler wünschen: Trump habe ein „Faible für Wrestling“, wird in der Online-Ausgabe des Hamburger Wochenblattes verraten. Es liefert dazu auch anschauliches Filmmaterial: Man sieht einen dicken Herrn im feinen Anzug mit Profi-Catchern kämpfen – Mr. Donald Trump leibhaftig! Er ist der Fiese. Fans nennen so einen „The Heel“ (Scheißkerl). Der legt sich auch mit Betreuern und Ringrichtern an. Bei der „Schlacht der Milliardäre“ wurde Trump 2007 allerdings selbst von einem Riesen massakriert.

Das Wesentliche an solchen bei breiten Massen beliebten Schaukämpfen: Alles nicht echt, alles gestellt! Das sagt schon der Name der Vereinigung, in deren „Hall of Fame“ Trump aufgenommen wurde: „World Wrestling Entertainment“. Dort geht es nicht um wahr oder falsch, sondern nur um Unterhaltung. Man kann sich also darauf einstellen, dass aus Washington für mindestens die nächste Legislaturperiode eine Art Heumarkt-Arena wird, in der „The Heel“ mit der ganzen Welt sein sadistisches Spiel treibt.

Es könnte aber viel schlimmer sein. Vizepräsident Gerald Ford, der „Tricky Dick“ Nixon 1974 nach dessen Rauswurf aus dem Weißen Haus für eine halbe Periode ablöste, war Football-Spieler – ein Kriegsspiel, bei dem man ständig die Birne hinhalten muss, was kopflastigen Entscheidungen im Oval Office nicht unbedingt förderlich ist. Selbst Wrestling erscheint im Vergleich dazu als Spaß für Gentlemen. Und Teddy Roosevelt liebte die Großwildjagd. Kein Elefant jenseits in Afrika war vor diesem Republikaner sicher, der Anfang des 20. Jahrhunderts regierte. Wer weiß, ob solch eine Freizeitgestaltung heute überhaupt noch als politisch korrekt gelten würde?

Dubios, zumindest für heutige puritanische Wähler, war auch eine Angewohnheit von John Quincy Adams vor fast 200 Jahren. Wenn er nicht Politik betrieb, frönte er dem Nacktbaden im Potomac. Das ist nicht einmal eine olympische Disziplin! Nein, die besten Präsidenten der USA sind nicht Nudisten, Jäger oder Ringer, sie mögen es beschaulich. Bill Clinton etwa hat in seiner Freizeit – Saxofon gespielt. Und Lyndon B. Johnson liebte es, auf der Ranch in Texas in seinen Autos betrunken herumzurasen.

E-Mails an:norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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