In kleineren Konzertsälen verbergen sich die Geheimnisse

Michael Schade singt am Donnerstag dieser Woche im Mozartsaal – da sollten neugierige Musikfreunde aus verschiedenen Gründen dabei sein.

Was Wiener Musikfreunde über das Jahr so geboten bekommen, das ist nicht nur ein breiter Querschnitt durch das Who's who des internationalen Klassikgeschäfts. Wer zwischen Staatsoper, Musikverein, Konzerthaus und Theater an der Wien pendelt und Strichlisten führt, hat irgendwann zwischen September und Juni den Katalog der gesuchtesten Stars durch – und entdeckt vielleicht auch Künstler, denen er das Potenzial zubilligt, morgen Stars genannt zu werden.

So eine Opern- und Konzertsaison birgt aber auch allerhand Möglichkeiten, nebst den kanonisierten Hauptwerken aus Klassik, Romantik und klassischer Moderne weniger Bekanntes aufzuspüren. Interessant, dass es hier aber richtige Modewellen gibt. Musik, die eine Zeit lang häufig in den Programmen aufscheint, steht plötzlich nicht mehr im Fokus – in der Oper ließe sich eine Liste vieler einstens beliebter Stücke erstellen, von Lortzings „Zar und Zimmermann“ oder Meyerbeers „Prophet“ über d'Alberts „Tiefland“ bis zu Franz Schmidts „Notre Dame“ – um völlig unterschiedliche Beispiele für Stücke zu geben, die sich jederzeit als höchst publikumswirksam erweisen würden, versuchte man es nur mit ihnen.

In den Konzertsälen ist es vielleicht noch schlimmer. Da zählen ja notorisch sogar gradzahlige Beethoven-Symphonien zu den schwerer verkäuflichen Stücken! Von Haydn ganz zu schweigen, dessen Name (von sehr wenigen Dauerbrennern abgesehen) sich eher in Lehrbüchern als in Jahresprogrammen findet.

Das fällt mir gerade ein, während ich lese, dass Michael Schade in seinem Liederabend am kommenden Donnerstag im Konzerthaus nebst häufig zu Hörendem von Richard Strauss und als bedeutend Erkanntem, aber schon viel seltener Erklingendem von Hugo Wolf auch Lieder von Mozart, Haydn und Beethoven singen wird – die so gut wie nie aufgeführt werden. Und außerdem singt Schade auch noch einige Gesänge aus der Feder von Joseph Marx. Das wiederum ist eine gute Tat, denn die Musik von Marx sollte in Wien (wie die des schon erwähnten Franz Schmidt) zum Repertoire-Fixbestand gehören, fiel aber zuletzt der Vergessenheit anheim.

Dass Marx einige der schönsten spätromantischen Lieder geschrieben hat, erkennen immerhin Sängerinnen vom Format Angelika Kirchschlagers, die vor nicht allzu langer Zeit eine ganze Marx-CD herausgebracht hat.

Schade steuert nun ein paar Männerlieder zur Diskussion bei, die endlich wirklich anfangen sollte – und vielleicht einmal mit Symphonischem weitergeführt werden könnte...

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2014)

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