Musik in Kärnten? Im widerstrebenden Umfeld?

Festspielmacher haben es nicht leicht. In Zeiten wie diesen müssen sie hie und da gegen Windmühlen kämpfen.

Am Wochenende hat der Carinthische Sommer begonnen. Mit dem Oratorium „Elisabeth von Thüringen“ aus der Feder des 2011 verstorbenen Kärntner „Musikpapstes“ Nikolaus Fheodoroff. Es ist noch nicht allzu lang her, dass man Aufführungen von Kirchenopern in der Ossiacher Stiftskirche als Herzstück des Festivals betrachtet hat.

Seit Anfang der Siebzigerjahre stand der Überraschungscoup, Benjamin Brittens „Der verlorene Sohn“, immer wieder auf dem Programm, danach gab es auch neue, eigens für diesen Zweck geschriebene Werke. Doch gibt die Kulturpolitik dem Festival keine Chance mehr, die rare Gattung Kirchenoper weiter zu pflegen.

Nun teilt der Carinthische Sommer das Schicksal, nicht einmal die Inflationsrate abgegolten zu bekommen, mit sämtlichen Sommerfestspielen. Der Verweis auf „zu wenig Zeitgenössisches“ bot den zuständigen Gremien im Kulturministerium zuletzt sogar den Vorwand, die Zuwendungen drastisch zu kürzen.

Nun verlautete jüngst, Minister Josef Ostermayer hätte die Bundessubvention für das Festival um 50.000 Euro erhöht. Das ist höchst erfreulich, stimmt aber nur insofern, als sich offenkundig im Ministerium das schlechte Gewissen über die Schlechterstellung einer Traditionsveranstaltung mit hohem repräsentativen und pädagogischen Wert geregt hat. In Wahrheit korrigiert das Plus von 50.000 Euro die Streichung von 70.000 Euro im Vergleich zum Jahr 2011.

Auch das Land Kärnten hält sich zurück – Intendant Thomas D. Schlee sieht keine Chance, wieder eine szenische Aufführung auszurichten.

Doch ist das Festivalprogramm 2014 von gediegener Qualität, bietet nicht nur vom Publikum geschätzten Klassik-Mainstream zwischen Buchbinders Beethoven-Zyklus und Auftritten der Wiener Sängerknaben, sondern eine erlesene Programmvielfalt. Allein in dieser Woche gibt es Begegnungen mit Beethoven-Deutungen und -Interpretationen durch Mauricio Kagel (der Film „Ludwig van“ am 16. Juli im Villacher Stadtkino) und Harke de Roos, der mit spannenden Thesen zu Beethovens Tempi Furore gemacht hat (17.Juli, Ossiach). Außerdem hört man Kreatives zwischen Jazz, Pop und Elektronik von Susanne Ridler, Peter Herbert und Wolfgang Puschnig im Bamberg-Saal, Villach (20.Juli), sowie von „Kompost3“ im Omya-Werk Gummern – und das ist nur die erste Woche!

Hochkarätig und innovativ geht es vom Schönberg Chor bis Mnozil Brass weiter. Der Carinthische Sommer läuft bis 27. August und schließt mit einem Gastspiel des City of Birmingham Orchesters unter Andris Nelsons; Solist ist wieder Rudolf Buchbinder – man spielt auch Beethoven...

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2014)

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