Jetzt bitten die Salzburger noch zum „Rossini-Rummel“

Nach der Verdi-Bombe nun der sanftere italienische Opernangriff auf die Festspielästhetik von Hofmannsthal und Richard Strauss.

Zwei große Opernprojekte der Salzburger Festspiele stehen noch aus, wenn auch der Premierenreigen mit Schuberts „Fierrabras“ zu Ende gegangen ist. Was folgt, verzichtet entweder auf Regie oder man weiß schon, worauf die Sache szenisch hinausläuft: im Fall von Rossinis „Cenerentola“.

Cecilia Bartoli ist ja auch Intendantin des Ablegers der Salzburger Festspiele zu Pfingsten und hat es verstanden, das einst von Herbert von Karajan begründete Konzept kraft ihrer Persönlichkeit zu erneuern.

Tatsächlich kommen viele Musikfreunde zu Pfingsten an die Salzach, um die Diva in verschiedenen Rollen zu erleben. So war es anlässlich der Gründung der „Pfingstkonzerte“ auch: Da hörte man Karajan und seine Berliner Philharmoniker, geballt an drei Tagen mit drei Programmen.

Die Ehe zwischen den Pfingstfestspielen und dem großen Bruder zur Sommerszeit macht es nun möglich, dass auch Opern gezeigt werden. Daher ist das Aschenbrödel am 21. August „nur“ eine Wiederaufnahme, die aber dank der Titelheldin Bartoli wieder ein Kassenschlager sein wird.

Auf diese Weise wird auch Rossini festspielwürdig, ein Komponist, der es schon zu Lebzeiten nicht leicht hatte, in deutschsprachigen Landen für voll genommen zu werden. Legendär sind Beethovens Ausfälle gegen den „Rossini-Rummel“ in Wien; freilich wusste der große Symphoniker, was der italienische Kollege konnte: „Machen Sie noch viele Barbiere“, rief er ihm nach seinem Höflichkeitsbesuch noch auf der Treppe nach.

„Barbier von Sevilla“ und „Cenerentola“ schätzen auch kritische Geister, denn sie stellen historische Höchstleistungen der Belcanto-Ära dar. Die Kunst, in melodisch geschwungenen Gesangskantilenen Charaktere, Stimmungen, Gemütslagen fühlbar zu machen, erreichte hier einen Gipfel, der so rein, weil ausschließlich mit stimmlichen Mitteln nie wieder erklommen wurde.

In diesem Sinn hatten es Rossini und Donizetti sogar leichter als Verdi, wenn es in Salzburg darum ging, Grenzen einer Festspielästhetik abzustecken.

Von Donizetti gibt es am 22. und 26. August zwei konzertante Präsentationen der „Favorite“, eines für Paris komponierten großen, freilich deutlich von der Belcanto-Italianità geprägten Musikdramas. Und was bei Rossini die Bartoli ist, darf bei Donizetti Juan-Diego Flórez sein: der unbestrittene Kassenmagnet.

Der Tenor ist dank seiner geschmeidigen Phrasierungskunst und seiner sicheren Höhen heute die neidlos anerkannte Numero uno in diesem Repertoire. Und er bleibt dankenswerterweise im Land: Schon am 19. September gibt er den Nemorino in Donizettis „Liebestrank“ an der Staatsoper.

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2014)

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