Wenn es Nacht wird in Graz, tönt alles wie Paris

Der Planetensaal in Schloss Eggenberg wird dieser Tage zu einem Zentrum französischer Klangwelten.

Frankreich heißt das Sehnsuchtsziel einiger Musiker, die im Vorjahr im Planetensaal von Schloss Eggenberg das „Quartett auf das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen aufgeführt haben. „Schon während der Probenphase waren wir beflügelt von der ganz eigenen subtilen französischen Klangsprache“, bekennt Pianist Markus Schirmer.

So keimte der Wunsch, mehr Musik aus dem frankofonen Raum in Graz aufzuführen. „Es hat sich einfach so ergeben“, meint Schirmer und bittet ab 3.September zum fünftägigen Musikfestival Ars sonore, das heuer also gleichermaßen „international“ wie deutlich französisch dominiert ausfallen wird.

International ist die künstlerische Belegschaft, die sich zusammenfindet. Die Solisten kommen aus Österreich, Deutschland, Russland oder Israel.

Die Musik aber ist beinah durch und durch französisch. Und wenn Schirmer in seiner Ankündigung von Subtilität spricht, dann meint er auch Vielseitigkeit, denn zwischen Fauré und Chausson, Dutilleux und Ravel, Leclair und Hérold spannen sich stilistische Bögen, die auch vor Anleihen bei der Unterhaltungsmusik nicht zurückschrecken.

Anders als in deutschsprachigen Landen hat man in Frankreich keine Scheu, Symphonik oder Kammermusik mit spritzig-witzigen Details anzureichern oder gar aus kabarettistischen Wurzeln emporsprießen zu lassen. Wenn Markus Schirmer mit Sélim Mazari Milhauds „Scaramouche“ für zwei Klaviere realisiert, dann provozieren die zündenden Rhythmen auch Tanzmusikstimmung.

Vollends amüsant kann es werden, wenn im Abschlusskonzert nebst dem populären „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns auch der „Maskenball der Tiere“ von Karl Valentin rezitiert wird (Wolfram Berger liest). Passend „tierisch“ die musikalische Verbrämung: Schuberts „Forellenquintett“ und „Stimme der Wale“ von George Crumb präsentieren animalisch Inspiriertes aus zwei Jahrhunderten.

Apropos: Wer den Nachwuchs in dem klingenden Saint-Saëns-Zoo führen möchte, hat am 7.September ab elf Uhr Gelegenheit: Familien mit Kindern ab sechs Jahren dürfen bei der Generalprobe kiebitzen (kostenlose Zählkarten unter Tel.: 0316/269 74 9).

Post festum bittet man zum Galadiner im Museum. Große Küche, pardon: Cuisine in der Römersteinsammlung in Schloss Eggenberg.

E-Mails an:wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

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