Signale der Nachbarschaft

Die Entscheidung für ein Wien-Museum neu am Karlsplatz eröffnet Chancen für neue Kooperationsmöglichkeiten.

Die Technische Universität Wien und das Wien-Museum sind Nachbarn am Karlsplatz. Doch es ist nicht nur der Standort, der uns verbindet. In unterschiedlichen Zusammenhängen schauen wir auf die Gesichter der Stadt. Wir machen uns auf die Suche nach den besonderen Orten und Milieus im urbanen Geflecht der Stadt, befassen uns mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

Wir suchen die Auseinandersetzung, stiften Gespräche, wecken Neugierde, provozieren Reaktionen. Die Reflexion der Bedingungen, Erzählweisen und Erscheinungsformen von Urbanität spiegelt sich sowohl in der Forschung und Lehre an der Fakultät für Architektur und Raumplanung als auch in der Programmierung des Wien-Museums durch Wolfgang Kos.

Unsere gemeinsame Adresse ist ein einzigartiger Platz im urbanen Geflecht der Stadt Wien. Als „Kunstplatz Karlsplatz“ besetzt dieser Stadtraum eine besondere Position in der mentalen Landkarte der Bewohner und Besucher Wiens.

Seit Oktober ist der Karlsplatz daher auch Standort unseres „Mobilen Stadtlabors“ – als Teil des future.labs, einer Plattform für experimentelle und interdisziplinäre Forschung und Lehre, ein öffentlicher Veranstaltungsort und Arbeitsraum. Der Laborcharakter schafft Raum für Außergewöhnliches und zeigt neue Wege auf in der Auseinandersetzung mit dem Themenschwerpunkt „Urbane Energien“.

Ein Ort der Interaktion

Es geht uns dabei um eine Schärfung des Bewusstseins für Werte und Eigenarten, für die vielfältigen kulturellen, sozialen und ökonomischen Ressourcen des urbanen Raums. Wir untersuchen, wie sich die Stadt verändert, welche Energien sie hat und wie sich diese aktivieren und nutzen lassen. Das Labor soll den gesellschaftlichen Diskurs um die Zukunft von Stadt und die Perspektiven des Städtischen bereichern und intensivieren.

Vor diesem Hintergrund begrüße ich die Entscheidung von Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, das Wien-Museum am Karlsplatz um- und auszubauen. Das Nachdenken über die Stadt hat im Wien-Museum einen Ort, an dem sich die verschiedenen Herangehensweisen überschneiden, ergänzen, anregen. Der Ort ist ideal für Kooperationen, für die räumliche Verdichtung von Diskussionen. Die Themenbereiche, die Wolfgang Kos im Wien-Museum zum Programm gemacht hat, eröffnen Schnittfelder mit den experimentellen Denkansätzen einer anwendungsorientierten Forschung. Es gibt nur wenige Orte, die sich in ihren synergetischen Wirkungen so gut für die Präsentation und Diskussion unserer Forschungsergebnisse und Projekte eignen, wie die Ausstellungen des Wien-Museums.

Der Ort der Interaktion und Kommunikation, den die Stadt Wien im Zuge des Umbaus am Karlsplatz schaffen will, wird in methodischer wie inhaltlicher Sicht zu einem starken Impuls für unsere Arbeit an der TU und für die Verknüpfung von universitärer Forschung und städtischer Kultur.

Das Signal „Das Wien-Museum bleibt am Karlsplatz!“ verstehe ich als Anreiz und Verpflichtung, diese Nachbarschaft nachhaltig zu intensivieren. Die Entscheidung bringt das Wien-Museum, die TU Wien – und den gemeinsamen Ort, den Karlsplatz selbst – ein ganz erhebliches Stück weiter.

Rudolf Scheuvens ist Professor für örtliche Raumplanung und Stadtentwicklung und Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2013)

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