Leserbrief von Efgani Dönmez, Grüner Abgeordneter zum Bundesrat.
Eines vorweg, um Missverständnisse und Fehlinterpretationen auszuräumen: Andreas Mölzers politische Geisteshaltung ist mir zutiefst zuwider. Die Pawlow'schen Reaktionen der politisch korrekten Sprachpolizei auf seine Aussagen sind aber die üblichen Reaktionen auf seine Agitationen, die mittlerweile zur folkloristischen Unterhaltung des rechten und restlichen politischen Lagers gehören und die zu einer Nivellierung der Politik nach unten geführt haben.
Zudem schaden sie Österreich auf der internationalen Bühne. Mit seinen jüngsten Aussagen dürfte Mölzer aber selbst für seinen Parteichef den Bogen überspannt haben. Die wenigen österreichischen erfolgreichen Fußballer darf man nicht angreifen. Da verscherzt man es sich mit der Masse.
Mir persönlich ist es aber lieber, dass Mölzer seine Aussagen im öffentlichen Raum tätigt und nicht in irgendwelchen Hinterzimmern und Kellern - und dass er nicht zurücktritt. Eine Demokratie muss (leider) auch Geisteshaltungen und Meinungen, wie die von Mölzer aushalten. Nicht die Sprachpoliziei und die Berufsempörten in den Parteizentralen haben darüber zu entscheiden, was Mölzer wie und wo zu sagen hat, sondern nur Mölzer selbst - und sonst niemand!
Wenn der Zuspruch zu Mölzers Geisteshaltung in einem Wahlergebnis von mehr als 15 Prozent liegen sollte, dann haben wir ein großes gesellschaftspolitisches Problem - und nicht Mölzer. Das ist eigentlich der Kern der Sache, was leider kaum jemand erkennt.