Kunst und Kultur: Sind Steuerzahler alle Vollidioten?

Vielen Künstlern fehlt offenkundig Bodenhaftung zur monetären Realität.

Grundsätzlich hätte ich nichts gegen die Rückkehr von Herrn Hartmann ans Burgtheater, solange er bei seiner Tätigkeit nicht mit finanziellen Entscheidungen belastet wird. Ich habe auch nichts gegen Künstler, die gebrauchte Tampons auf ein Blatt Papier kleben, Exkremente vergolden und diese dann als Kunstgegenstand verkaufen wollen. Und ich habe nichts gegen Regisseure, die Schauspieler nackt auf der Bühne springen lassen und in astreinem Hochdeutsch fäkalsprachliche Wörter parlieren lassen.

Das alles stört mich nicht, solange es nicht mit öffentlichen Geldern (Steuergeldern) gefördert wird und der Künstler sein Werk selbst zum Marktwert an den Privatmann (und nicht an ein staatliches Institut) zu bringen versucht.

Künstler und Kulturschaffende in Österreich aber scheinen die Bodenhaftung zur monetären Realität vollkommen verloren zu haben. Sei es der Herr Hartmann, der meint, als Geschäftsführer habe er keine kaufmännische Verantwortung und könne Gelder verteilen, wie es ihm gerade beliebt.

Entweder hat Hartmann seinen Geschäftsführervertrag nicht gelesen oder er hat gewisse Punkte darin absichtlich oder unwissentlich ignoriert. Oder er hat nicht gewusst, dass man Geschäftsabläufe wie ein ordentlicher Kaufmann abzuwickeln hat. Na ja, diesen Intellekt dürfte das künstlerische Gehirn überwuchert haben. Das ist jedoch nur teilweise seine Schuld.

Geld ist aus? Kein Problem

Wo bleiben da die Vorgesetzten (Politiker/Aufsichtsräte), die solche Leute mit Posten versorgen, für die sie nur teilweise qualifiziert sind und denen sie Verträge mit unangemessen langen Zeiträumen anbieten? Verträge noch dazu, in denen es anscheinend auch keine Strukturabläufe für diverse Geschäftsgebarungen gibt. Vom Vieraugenprinzip scheint noch keiner etwas gehört zu haben. Regisseursgagen werden einfach selbst festgelegt, man ist ja auch selbst der Chef, oder? Bei Budgetüberziehungen von mehreren Millionen Euro kann es auf 50.000 Euro doch nicht ankommen, oder? Wenn das Geld ausgeht, kommt der Minister und schießt nach. Kein Problem.

Schweben in höheren Sphären

Oder Herr Nitsch, dem das Wort Finanzamt erst jetzt allmählich geläufig wird. Viele Künstler meinen, sie müssen keine Steuern zahlen. Sie sind es vielmehr gewöhnt, die Steuern (anderer) zu verbrauchen oder sich selbst anzueignen.

Nicht nur, dass sie mit Fördergeldern, Jobs auf Universitäten und ähnlichen Versorgungsposten groß werden. Nein, sie arbeiten bereits so steuerschonend, dass sogar ein Schloss oder andere Annehmlichkeiten locker drinnen sind.

Notfalls wird unter dem Titel „Kunst am Bau“ auch noch das eine oder andere an den öffentlichen Auftraggeber verscherbelt. Zehn Prozent der Bausummen wandern in die Taschen der Künstler, die sich gut bei regionalen oder nationalen Politikern eingeschleimt haben. Die Auftragssumme steht fest, was geliefert wird, muss nicht einmal gefallen. Da landen manchmal verrostete Eisentrümmer im Eingangsbereich von Veranstaltungshallen, zu lächerlichen zehn Prozent der Bausumme.

Kunst ist keinem Wettbewerb ausgesetzt – und wem es nicht gefällt, der ist wohl einfach zu dumm dafür. Kritiker werden bloßgestellt, weil sie die große Tragweite des künstlerischen Schaffens offenbar nicht erkennen. Es sind vermutlich auch dieselben Leute, die zu dumm sind, um Steuern zu hinterziehen, oder gibt es gar noch Menschen mit Moral? Der Künstler hat nichts mit dem schnöden Mammon zu tun. Er schwebt in Sphären, in denen er täglich von der Muse geküsst wird. Geld ist kein Thema – so lange man eines hat.

KommR. Ing. Helmut Forstner ist seit über 30 Jahren in der Glasindustrie tätig und führt mittlerweile sein eigenes Unternehmen.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2014)

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