Es geht nicht immer nur ums Geld, wenn es ums Geld geht

Von der Hilflosigkeit der Unis gegenüber aktuellen Herausforderungen.

Geld war immer schon ein Mittel, Anerkennung auszudrücken. Wenn aber gleichzeitig über die reine Pflichterfüllung hinaus das volle kreative Potenzial von Mitarbeitern freigesetzt werden soll, muss eine über die reine Bezahlung von Arbeitszeit hinausgehende Wertschätzung gegeben sein. Diese ist aber nicht ausschließlich eine Frage eines bestimmten Preises, sondern auch der damit verbundenen Umstände!

Wir erleben eine rasante Weiterentwicklung des Begriffes Arbeit. Diese führt weg von Routinetätigkeiten, die immer mehr automatisiert erledigt werden, hin zu kreativen und innovativen Tätigkeiten, die sich kaum in einem Achtstundentag oder durch Stückzahlen abbilden lassen. Wollen wir auch unter diesen geänderten Bedingungen im Wettbewerb bestehen, muss auch das Modell der Anerkennung der Leistungsträger sensibler gestaltet werden.

Man möchte meinen, dass Universitäten als Spitze der „geistigen und kulturellen Nahrungskette“, nicht nur in dem, was sie „produzieren“, sondern auch in dem, was sie leben, Vorreiter des Zeitgeistes sein müssten! Was ist aber die Realität? Die Universitäten haben in den letzten zehn Jahren einen rechtlichen Rahmen übergestülpt bekommen, der aus ihnen im Grunde Ziegelfabriken mit streng hierarchischer Struktur macht.

In dieser Hinsicht laufen Universitäten dem Zeitgeist nicht voraus, sondern hinterher. Sie hinken in der „Arbeitskultur“ nicht selten sogar fortschrittlichen Industriebetrieben nach.

Das Betriebskapital der Unis

Das kreative Potenzial von Wissenschaftlern und Künstlern für die zu lösenden Probleme der Gesellschaft ist unser Kapital für unsere Zukunft. Sie stellen daher umso mehr auch das eigentliche Betriebskapital der Universitäten dar. Wie passt das nun damit zusammen, dass bei den anstehenden Gehaltsverhandlungen die Rektoren erst dann über die Gehälter ihrer Mitarbeiter reden wollen, wenn sie wissen, wie sich ihre sonstigen (Betriebs-)Kosten gegenüber den in den Leistungsvereinbarungen ausverhandelnden Zuwendungen des Bundes gestalten? Die Weiterentwicklung der Gehälter ist nämlich kein Bestandteil der Verhandlungen zur künftigen finanziellen Ausstattung der Universitäten.

Ein falsches Signal

Damit wird den Mitarbeitern signalisiert: „Ihr seid auf der Prioritätenliste ganz unten! Erst wenn von den Zusagen des Bundes nach Abzug der Stromrechnung und Ähnlichem etwas übrig bleibt, können wir über eine Gehaltsanpassung reden!“

Auch andere Branchen, die im Herbst Gehaltsanpassungen verhandeln, können nie wirklich wissen, wie die Geschäfte im kommenden Jahr laufen, dennoch bringen sie ein Verhandlungsergebnis zustande. Den Rektoren sind es ihre Mitarbeiter offenbar nicht wert, ein solches Restrisiko einzugehen und auf ihr eigenes Verhandlungsgeschick gegenüber dem Ministerium zu vertrauen.

Was würde es wohl für einen Unterschied machen, wenn sich die Rektoren hinstellen und sagen: „Wir müssen erst wissen, was wir für unsere Mitarbeiter brauchen, bevor wir in die Leistungsvereinbarungsverhandlungen gehen können.“ Wäre dem so, gäbe es schon längst einen ersten Verhandlungstermin – nicht erst vielleicht im Dezember. Ich wette, dies würde die Universitäten letztlich nicht wirklich mehr kosten. Aber der positive Effekt wäre garantiert ein Vielfaches davon. Nur scheinen die Rektoren das nicht zu verstehen!

Josef Oswald ist Physiker an der Montanuniversität Leoben, parteiunabhängiger stellvertretender Vorsitzender der Universitätsgewerkschaft für das wissenschaftliche und künstlerische Universitätspersonal und Mitglied des Verhandlungsteams zum Universitäten-Kollektivvertrag.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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