Klimakonferenz: Echte Chance, eine Umkehr einzuleiten

Ab Montag beraten gut 200 Länder über Verringerung der Treibhausgase.

Von den weltweit steigenden Meeresspiegeln und der Schmelze des Grönlandeises bis hin zur Korallenbleiche vieler Riffe entlang der Küsten, treffen wir überall auf die Anzeichen des Klimawandels. Als globale Gesellschaft befinden wir uns jetzt in einer kritischen Phase, in der unsere heutigen Entscheidungen die Welt beeinflussen, in die unsere Kinder und Enkelkinder hineingeboren werden.

Aber hier geht es nicht nur um die Zukunft. Es zeigen sich unmittelbare Vorteile, wenn Schadstoffe aus der Umwelt entfernt werden: reinere Luft, niedrigere Energiekosten und neue Wachstumsindustrien. Darum wird es bei der UNO-Klimakonferenz (COP21) in Paris gehen. Vertreter aus fast 200 Nationen werden ab kommendem Montag bis 11. Dezember über ein umfassendes Klimaabkommen für die Welt nach 2020 verhandeln.

Mehr denn je gibt es den gesellschaftlichen und politischen Willen, etwas gegen die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu unternehmen. Mehr als 160 Länder, die für rund 90 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, haben Klimaziele im Vorfeld der Konferenz bekannt gegeben. Das ist ein klarer Fortschritt und eine Abkehr von der Vergangenheit. Zum Vergleich: 1997 wurden nur etwa 30 Prozent der globalen Treibhausgase im Kyoto-Protokoll erfasst.

Die Schritte der USA

Die USA setzen mutige Schritte gegen den Klimawandel im Inland und ermutigen Partnerländer, das Gleiche zu tun. Seit dem Amtsantritt von Präsident Obama haben die USA CO2-Emissionen reduziert, die Windenergieproduktion verdreifacht und Sonnenenergiegewinnung um das Zwanzigfache gesteigert. Wir haben strenge Treibstoffverbrauchsnormen eingeführt, um den Verbrauch unserer Fahrzeuge zu senken. Der Energieverbrauch ist effizienter geworden, riesige Flächen an Land und Wasser wurden zum Erhalt für zukünftige Generationen unter Naturschutz gestellt. Gleichzeitig wuchs die US-Wirtschaft – ein Beweis dafür, dass Wachstum nicht untrennbar mit CO2-Ausstoß verbunden ist.

Historische Gelegenheit

Der Clean Power Plan wird künftig die Emissionen des US-Energiesektors, die ein Drittel des amerikanischen CO2-Ausstoßes ausmachen, um 32 Prozent bis 2030 senken, und dabei mehr als 50 Milliarden Dollar an Klima- und Gesundheitskosten einsparen.

Durch die Zusagen von Ländern wie China, Indien und Brasilien zur Reduktion ihrer Emissionen haben wir eine reelle Chance, eine Umkehr einzuleiten. Die USA werden in Paris auf ein wirksames Abkommen drängen, das die ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen in den einzelnen Ländern vorantreibt und die Unterschiede zwischen ihnen berücksichtigt.

Es sollen langfristige transparente und nachvollziehbare Rahmenbedingungen geschaffen und die Länder dazu aufgefordert werden, ihre Ziele im Laufe der Zeit weiter anzuheben. Zugleich sollen Länder, die finanzielle und technische Unterstützung zur CO2-Reduzierung und Anpassung an den Klimawandel benötigen, die entsprechende Hilfe bekommen.

Wenn Vertreter aus fast allen Nationen der Welt in Paris zusammenkommen, ergibt sich die historische Gelegenheit, ein weitreichendes und dauerhaftes Klimaschutzabkommen zu erreichen. Wir haben den politischen Willen und die gesellschaftliche Unterstützung, um es zu schaffen.

Aber wir müssen uns einander pragmatisch annähern, um ein solches Abkommen zu erzielen. Die Zeit des Handelns ist gekommen – für mehr saubere Luft heute und für eine bessere Zukunft morgen.

Alexa L. Wesner (*1972 in Washington DC) studierte Biologie an der Stanford University; danach Unternehmerin in Texas. Seit 2013 Botschafterin der USA in Österreich.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2015)

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