Machen wir endlich den ersten Schritt!

Aufbruch. 66 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben sich in der „Presse“ vom 13. 2. in einem gemeinsamen Appell an Politik und Entscheidungsträger für eine neue, mutige Politik ausgesprochen. Die Reaktionen waren zahlreich.

„Gesudere“ verständlich

Dank und Gratulation. Wie die Beiträge +/- Prominenter und Experten zeigen, ist das „Gesudere“ in der Bevölkerung nicht unverständlich. Stillstand, Unvermögen, Ablehnung von überfälligen Reformen wider besseres Wissen etc. entmutigen, ärgern, drängen zu Pessimismus. Mit vielen Beiträgen kann, muss man sich identifizieren. Vermisst habe ich einen Kollegen aus der Medizin. Vielleicht hätte man einen Psychotherapeuten zur Durchleuchtung der Polit-Prominenz einladen sollen, aber seine Diagnose wäre wohl unter das Berufsgeheimnis gefallen. Hoffentlich haben Sie und Ihre Kollegen Geduld und Ausdauer im Hinweisen auf die diversen verschlafenen Reformen unserer „verantwortlichen“ Politiker!

Dr. Hugo Rohregger, 1040 Wien

Eine bemerkenswerte Diagnose

Eine bemerkenswerte Diagnose über den Zustand unseres Landes! Es kann nicht so wie bisher weitergehen. Unsere Politiker und ihr jeweiliges Klientel sind mehr mit sich selbst und ihrem Auskommen beschäftigt. Der Zustand des Landes ist ihnen anscheinend egal. Sie kommen aus ihrer Sandkiste nicht mehr heraus. Keiner darf etwas bauen/gestalten (auch nicht gemeinsam), ohne dass es der andere madig macht oder sogar zerstört. Mit den Sozialpartnern ist es ähnlich – es darf in diesem Land nichts mehr gelingen.

„Django“ sprach im Zusammenhang mit der zukünftigen Besetzung der E-Control vom „neuen Boden legen“. Ja, das muss geschehen, und zwar bald. Wir Bürger haben die Chance, bei der nächsten Wahl damit zu beginnen. Wählen wir die beste Option, die sich uns bietet, nämlich eine Frau, welche schon bewiesen hat, dass Parteipolitik in Sachfragen nichts verloren hat. Alle anderen ernst zu nehmenden Kandidaten haben eine Punzierung durch ihre jeweilige Herkunft und würden – auch bei den eingeschränkten Möglichkeiten des Amts – mit der vorhandenen Schlagseite agieren. Außerdem sind Frauen sachbezogener unterwegs, zudem sind Frauen die größte Wählergruppe. Damit könnten sie sich selbst einen Gefallen tun, um die Männer(testosteron)lastigkeit in den politischen Ämtern abzubauen.

DI Hans Wolfgruber, 3430 Tulln

Stoppen wir endlich das Absandeln Österreichs

Eine großartige Ausgabe: Ein mutiger Leitartikel des Chefredakteurs und die exzellente Beilage, die den Unmut bedeutender Führungspersonen Österreichs mit der Politik dokumentiert. Nachdem nun nach RH, Unternehmern, Wirtschaftsprüfern, Wissenschaftlern, Leserbriefschreibern und diversen Instituten auch 66 wichtige Persönlichkeiten kundgetan haben, dass die Qualität des Standorts Österreich ständig absinkt, sollte die Regierung endlich an die Sanierung schreiten. Dazu ist notwendig, dass die Eifersucht einer Partei auf die andere, der Länder auf den Bund und umgekehrt, der Arbeitnehmer auf die Arbeitgeber usw. abnimmt und als zentrales Ziel das Wohlergehen Österreichs wahrgenommen wird. Österreich ist voller Talente und wirtschaftlicher Begabungen, deren Höhenflug durch Kleinlichkeiten und Bürokratie behindert wird. Wir brauchen dringend Innovationen und ein gestärktes Unternehmertum, damit Talente realisiert werden können und Arbeitslosigkeit abgebaut werden kann.

Stoppen wir endlich das Absandeln Österreichs in den weltweiten Statistiken, und machen wir den ersten Schritt, mit dem jeder lange Marsch beginnt. Wovor fürchten wir uns?

Dr. Christian Leydolt, 1090 Wien

Das Gebot der Stunde: Ein neues Wahlrecht

Mit seinem ultimativen Seufzer „Es ist deprimierend“ hat Schwarzenberg dem Gefühl der Ohnmacht, das viele Menschen in diesem Land empfinden, Ausdruck verliehen. Wenn uns nun Holzinger auffordert, mit unserer Stimme nicht „politischen Machterhalt zu honorieren“, so frage ich mich: Wie dies anstellen? Ein mehrheitsförderndes Persönlichkeitswahlrecht wäre längst Gebot der Stunde! (Die Initiative Mehrheitswahlrecht hat fundierte Vorschläge erarbeitet). Vor mehr als einem Jahrzehnt tagte der Verfassungskonvent und hat Grundthesen für einen tragfähigen „Umbau der Republik“ auf breiter Basis erarbeitet und vorgelegt. Nichts ist geschehen!

Jetzt ergreift „Die Presse“ eine Initiative, die ich sehr begrüße: Mögen alle 66 Entscheidungsträger weiter ihre Stimme erheben (und viele noch hinzutreten)!

Das eindrucksvolle zivilgesellschaftliche Engagement zur Hilfe für Flüchtlinge macht „Mut, statt zu jammern“(Plassnik).

Dr. Erika Reimoser, 7531 Kemeten

Eigenverantwortung für jede neue Generation

Herr Schüller streut Asche auf das Haupt der westlichen (?), christlichen (?) Welt, nach dem Motto „mea culpa . . .“. Ich frage mich, worin die Schuld der Republik Österreich, ja sogar der österreichisch-ungarischen Monarchie gegenüber der sog. Dritten Welt bestehen sollte, die rechtfertige, dass deren Bewohner nun bei uns unbeschränkt einwandern dürften.

Weiters frage ich mich, wieso denn die Potentaten der afrikanischen Staaten (seit mindestens zwei Generationen vom Kolonialismus befreit) keinerlei Verantwortung für ihre Wirtschaft und das Wohlergehen ihrer Bürger haben sollten. Weil Sie, sehr verehrter Herr Schüller, ihnen das nicht zutrauen? Millionen von Menschen, auch der westlichen Welt, haben an einem durch nichts zu entschuldigenden Erbe des Unrechts schwer zu tragen. Rechtfertigt dies in Ihren Augen eine Art von Sippenhaftung, die juristisch gesehen schwierig zu argumentieren ist? Oder ist nicht vielmehr jede neue Generation zur Eigenverantwortung herausgefordert?

Dr. Waltraud Astl, 3411 Weidling

Wir Österreicher sind die „Wurstelkönige“

Damit Österreich den Anforderungen der Zukunft gewachsen sein wird, muss jetzt schon investiert werden. Investitionen, die jetzt schon Geld kosten, deren Auswirkungen aber erst in ferner Zukunft zu spüren sein werden, verlangen viel Verständnis und Weitblick. Wer von uns hat so einen starken Willen, um dafür jetzt schon auf etwas zu verzichten? Wir sind konditioniert auf „Geiz ist geil!“ und „Will haben!“. Der heimliche Gedanke „Hinter mir die Sintflut!“ wird offiziell hinter der Meinung „Wird schon irgendwie gehen!“ versteckt. Deshalb sind wir Österreicher die „Wurstelkönige“ dieser Welt, deshalb gibt es so viel Stillstand in der Politik. Wir sind halt ein gemütliches Volk, das immer darauf hofft, dass es einer für uns richten wird. Zuerst haben wir uns auf einen Kaiser verlassen, dann auf einen Diktator, jetzt setzen viele von uns die Hoffnung in einen „kleinen“ Diktator. Das kann zwar nicht gut gehen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Egon Hofer, 9063 Maria Saal

Weise Worte

Es ist erfreulich, dass so viele Prominente unsere politischen Entscheidungsträger dringend auffordern, einen radikalen Kurswechsel zum Wohl unseres Landes durchzuführen. Allerdings sehe ich beim Durchlesen der Namen, dass darunter einige sehr einflussreiche Leute sind, welche als „Opinion leader“ in ihrer jetzigen Position schon einiges in Bewegung setzen könn(t)en. Dazu fällt mir der weise Spruch ein: „Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen“(Wolfgang J. Reus).

Gerhard O. Pascher, 3033 Altlengbach

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2016)

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