Der Inhalt der Hose, eine Wertedebatte und der Feinstaub

Lektionen gelernt„Von Helden und ,Hosenscheißern‘“, Leitartikel, von Burkhard Bischof, 10. Jänner
Man könnte auch sagen, dass die Tschechen ihre, in der Vergangenheit auferlegten Lektionen sorgfältig gelernt haben. Böhmen und Mähren war immer ein Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Das Schicksal der beiden Völker war demnach allezeit verwoben. Die Habsburger traten in der Regel als absolute Machthaber auf. Schwejk, Hauptfigur des satirischen tschechischen Romans „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von J. Hasek, setzt sich mit Zuständen in der österreichisch-ungarischen Armee während des 1. Weltkriegs auseinander und verspottet die Stützen des Regimes. Nach den Erfahrungen mit den Habsburgern bis 1918 dürfte niemand Lust verspürt haben, sich auffallend aus dem Fenster zu lehnen. So auch im Jahre 1938. Zumal die etwa 3,3 Mio. Alt-Österreicher in den damals bestehenden Ländern – „Sudetstí Nsmci“ (Sudeten-Deutsche) – für die tschechischen Nationalisten eine arge Herausforderung darstellten. Trotz bester Aufrüstung – Kunststück, Österreich hatte ja den Vertrag von „Saint-Germain“ zu erfüllen – waren die Tschechen uneingeschränkte Realisten. So auch 1948. Gelernt ist gelernt! Gegen den bluffenden deutsch-österreichischen Diktator wollten sie nicht antreten. Zumal dieser Böhmen und Mähren, ohne ein schlechtes Gewissen zu entwickeln, als fortwährende „Beimischung zum Reich“ empfand. Das „alte“ Weltbild hatte seine Befürworter. Hier wie dort mahnten die Mehrheiten zur Besonnenheit. Dort aus Nötigung und da aus der Gewissheit, dass der „Landsmann“ den Deutsch-Österreichern wieder ihr strubbliges Wertgefühl aufbessern würde. Anstatt Menschen und Material sinnlos zu vergeuden, begrüßte man die „Engel in der Not“ (samt der „österreichischen Legion“) mit Blumen. Am Ende war es totale Hingebung...

Horst Grylka
2380 Perchtoldsdorf

Es riecht ungutBurkhard Bischof schreibt, unisono mit ihrem Prager Korrespondenten Hans-Jörg Schmidt: „...scheißen sie sich (die Tschechen) in die Hose, sagt Topolanek wörtlich.“ Hat er aber nicht. Die Originalversion lieferte Schmidt freundlicherweise, wie auch tschechische Zeitungen, in seinem Artikel selbst: „Podelat se“, was wörtlich „sich anmachen“ heißt. Somit bleibt der Inhalt der inkriminierten Hose zwar derselbe, aber es ist eben das Tönchen, das hier die Musik macht; und die klingt ziemlich falsch. Zudem riecht es ungut.

Mag. Ivan Sramek

2384 Breitenfurt

Schockierend und behutsam„Mihai wird reich“, von Erwin Koch, Spectrum, 5. Jänner
Auch ich habe diese berührende, schockierende und trotzdem wunderbar einfühlsam und behutsam geschriebene Geschichte über Mihai gelesen und sie noch immer nicht aus meinem Kopf gebracht!

Wäre es vielleicht möglich, ein Spendenkonto für diesen mutigen Menschen ohne Perspektive einzurichten?

Wie graut mir vor Ärzten mit derartigen Aussagen, wie sie in diesem Artikel veröffentlicht wurden!

Regina Bauernfeind
4400 Steyr

Ideologiefreie Wertediskussion„Kalkuliertes Spiel mit Tabuthemen“, Meinung, von Martina Salomon, 10. Jänner
Das, was die Österreicher und Österreicherinnen zu diesem Thema brauchen, enthalten ihnen die Medien, und da in erster Linie der ORF, gänzlich vor.

Wenn das Thema Abtreibung bzw. Fristenlösung medial aufgegriffen wird, beschränkt sich die Durchführung des so sensiblen Sachthemas fast nur auf die Meinungsgegensätze zwischen Frauenministerin Bures und Gesundheitsministerin Kdolsky.

Vorbildlich war zuletzt die ARD, die am Montag um 21 Uhr den ausgezeichneten Dokumentarfilm „Die Entscheidung – Austragen oder Abtreiben“ zeigte.

Nach Pränataldiagnostik sahen sich mehrere Schwangere vor der Entscheidung, ein vermutlich behindertes Kind abzutreiben oder mit etwas Hoffnung und Liebe zum Leben auszutragen. Die medizinischen Prognosen waren in zwei Fällen so schlecht, dass schwere Trisomiefolgen mit Mehrfachbehinderungen zu erwarten waren.

Eine dieser beiden Frauen war vermutlich schon an die 40 Jahre alt. Nachdem ihr Ehepartner letztendlich eher zur Abtreibung tendierte, entschloss sie sich als Hochschwangere auch dazu. Die Entscheidung fiel ihr aber sichtlich schwer.

Die zweite, jüngere Frau wollte das Kind zur Welt bringen, aber es starb kurz vor der Entbindung, so dass eine Totgeburt eingeleitet werden musste. Diese Frau war sehr traurig über den Verlust des Kindes, das sie nicht lebendig kennen lernen durfte. Diesem wurde nach (vermutlich) Taufe bzw. Namensgebung ein christliches Begräbnis zuteil. Ich ziehe den Hut achtungs- und respektvoll vor diesem Ehepaar und vor allem vor dieser Frau.

Wenn bei uns achtungs- und wertelos vom „Kind-Wegmachen“ gesprochen wird, stehen oft Männer dahinter, die sich weder zur Frau als vollwertiger Partnerin noch zur Familiengründung mit Weitergabe des Lebens und der Erbanlagen bekennen wollen.

Wir brauchen eine von Parteiideologie freie und hochethische Wertediskusssion. Die ARD hat gezeigt, wie man das macht!

Mag. Harald Matz
8943 Aigen i. E.

Der Nanny-Staat greift einTabakgesetz erneut vor Aus, 10. Jänner
Es ist noch gar nicht lange her, da lebte und bereiste man freie Länder, wo man den Ort seines Aufenthalts (Lokal, Hotel, Zugsabteil usw.) und die damit verbundene Klientel frei wählen konnte. Das alles funktionierte über Jahrzehnte quasi „sine ira et studio“, und heute? Am liebsten würde man dem nächsten Raucher die Zigarette aus der Hand schlagen, ihn als Volksschädling beschimpfen, den auf jugendliches Publikum oder Hunde verzichtenden Gastronom als Familien- und Kinderhasser, Tierfeind usw. Es wird polemisiert, stigmatisiert, mit dem Eifer des Zeloten werden Feindbilder geschaffen, und politische Parteien, geneigt alles und jedes zum Politikum zu erheben, schlagen daraus auf opportunistische Weise Kapital; der Nanny-Staat greift überall ein, der scheinheilige Puritanismus, made in USA, feiert fröhliche Urständ. Kommt bald eine europäische Prohibition? Ist das die neue „Liberalität“? Nun hat man auch in deutschen Landen ein kompromissloses Rauchverbot ohne Wenn und Aber eingeführt. Bravo! Die Deutschen waren stets für ihre Gründlichkeit bekannt, auch im Exekutieren – oder sollte man lieber „Exekution“ sagen – von Gesetzen. Ich schreibe diese Zeilen in einem – im Sinne von Entscheidungsfreiheit – (noch) freien Land, bekannt wegen seiner kompromissfreudigen Politik, und darob – besonders in Deutschland – gern belächelt. Vorerst bewahrt uns Ministerin Kdolsky vor einem „Anschluss“, doch im Zuge einer stets stringenter werdenden EU könnte auch hier die Schweiz wieder einmal der einzige „weiße“ Fleck auf der europäischen Landkarte bleiben. Dass unser, auf liberalem Fundament beruhende Status quo einen zusätzlich positiven Impetus auf den Tourismus haben könnte, sei hier nicht zuletzt erwähnt.

Dr. Alf Gerd Fantur
1030 Wien

Wir sind die Mehrheit, Freunde!In der zur Zeit stattfindenden Feinstaubdiskussion ist es sehr zu begrüßen, dass alle in Frage kommenden Emittoren reduziert werden. Eine vielfach höhere Feinstaubkonzentration befindet sich aber in den diversen Raucherlokalen, die allerhöchste in den Diskotheken unserer Jugend. Diesen Feinstaub müssen auch jene einatmen, die ihn nicht verursacht haben: die Nichtraucher. Nachdem in fast allen Nachbarstaaten ein strenges Rauchverbot gilt, wird im deutschen Fernsehen bereits der sogenannte „Qualmtourismus“ propagiert. Und so dürfen wir in Zukunft wohl auch die Zigaretten und Zigarren der Qualmtouristen aus den Nachbarstaaten inhalieren. Danke, Frau Minister Kdolsky. Ich rate daher allen Nichtrauchern, die Raucherlokale konsequent zu meiden, vielleicht findet dann, wenn schon die medizinische Einsicht fehlt, ein Umdenken aus wirtschaftlichen Gründen statt. Wir sind die Mehrheit, Freunde!

Univ.-Prof. Dr. Richard Permann
8600 Bruck an der Mur

Übersichtlicher InternetauftrittZur „Presse“-Homepage.
Vielen Dank für die Neugestaltung der Webseite! Endlich ist bei der „Presse“ Übersicht eingekehrt, und man/frau kann sie nun gemütlich auch im Internet lesen. Während andere Medien (z.B. Kurier) hier gegensteuern und immer unübersichtlicher werden. Gratulation zum gelungenen Internetauftritt!

Dr. Helga Pülzl
Fachbereich Politikwissenschaft

und Soziologie, Universität Salzburg

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2008)

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