Ein Arzt, der polarisiert

Sepp Leodolter (64) ist mit Leib und Seele Mediziner. Jetzt steht der AKH-Arzt durch die Affäre um die Zelltherapie im Rampenlicht.

Als Wolfgang Schüssel anno 1995 zu seinem 50er ein Fußballmatch gegen Journalisten bestritt, berief er in sein ansonsten „schwarzes“ Hobby-Team auch den „roten“ Gynäkologen Sepp Leodolter. (Ein Spiel, das die Schüssel-Mannschaft übrigens verlor.) Politik spielt für den Mediziner im Vergleich zu seinem Beruf eine völlig untergeordnete Rolle. Dabei war er familienbedingt nicht nur für die Medizin, sondern auch für die Politik prädestiniert: Seine Mutter, Ingrid Leodolter, war ärztliche Leiterin des Sophienspitals in Wien. 1971 schuf die von der SP gestellte Bundesregierung erstmals ein Ministerium für Gesundheit, und Leodolter übernahm diese Position. Vergessen ist heute schon, dass sie es war, die den Mutter-Kind-Pass eingeführt hat. Sepp Leodolter entschied sich für die rein medizinische Karriere. Er studierte an der Uni Wien, wo er 1967 promovierte. 1981 wurde er Vorstand der Gynäkologie im Krankenhaus Lainz, ehe er 1996 die Leitung der Klinischen Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im AKH übernahm. Er gilt in Fachkreisen als kompetenter Arzt. Er und sein Team am AKH haben an großen internationalen Studien teilgenommen. Er leitet zudem auch das „Mini Med Studium“, bei dem führende Mediziner in ganz Österreich für Laien über die wichtigsten Gesundheitsthemen referieren. Bei der Wien-Wahl 2005 engagierte sich Leodolter doch politisch: Er trug sich im Personenkomitee „ÄrztInnen für Häupl“ ein. Jetzt ist der sonst zurückhaltende Mediziner durch die Affäre um die Krebszelltherapie in die Öffentlichkeit geraten. (Seite 33) g.b.

ZUR PERSON
Name: Sepp Leodolter

Geboren am: 14. 05. 1943 in Wien

Laufbahn: Medizinstudium; Gynäkologe in Lainz und im AKH. Teilnahme an zahlreichen Fachstudien. [Archiv]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2007)

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