In der katholischen Kirche fallen die Tabus. Da kündigt der Papst den Rückzug an und wenig später erlauben die deutschen Bischöfe Vergewaltigten die Pille danach, sofern keine Eizelle befruchtet ist. Mehr als bemerkenswert. Und eine völlige Abkehr von allem Bisherigem. Österreichs Bischöfe sind vorsichtiger. Kardinal Schönborn und der dem Opus Dei angehörende Familienbischof Küng zeigten sich am Freitag besorgt über eine „Umdeutung des Familienbildes“ durch die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Homosexuellen die Adoption eines Stiefkindes zu erlauben. Zentral müsse das Kindeswohl sein, sagen die Bischöfe. Punktlandung nennt man das. Genau darum geht es auch Experten. Die Kirche tritt in einen Disput ein. In erster Linie um den Menschen geht es ihr. Nicht um Traditionen oder Dogmen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)