Musik trotz sparsamer Zeiten

Der angebliche ideologische Konflikt um Austerität oder Wachstumsimpulse muss als Schaukampf enttarnt werden.

Eine gesunde Volkswirtschaft ist wie ein Akkordeon, aus dem einmal die Luft entweicht und das andere Mal die Luft angezogen wird. In jedem Fall soll Musik herauskommen. Es muss selbst in Zeiten des Sparens ausreichend Beschäftigung vorhanden sein, damit die Bevölkerung ihr Auskommen findet. Dass dies möglich ist, haben Länder wie etwa Schweden oder Kanada bewiesen.

Der Glaube, dass eine Sanierung der Staatshaushalte nur über eine künstliche Ankurbelung der Wirtschaft funktioniere, ist ebenso eindimensional wie die Vorstellung, dass der Staat Investitionen plötzlich zurückfahren kann, ohne Beschäftigung und Wachstum zu beeinträchtigen. Beide Modelle, die in der Realität sowieso nirgendwo in Europa astrein umgesetzt werden, sind eher Teil eines ideologischen Schaukampfs als ein Allheilmittel. Gerade Krisen verlangen nach verantwortungsvollem Sparen. Es gelingt dann, wenn der Staat dort Mittel kürzt, wo sie bisher in Korruption, sinnlosem Verwaltungsaufwand oder Klientelpolitik versickert sind. Es sind jene Bereiche, die den Markt verzerrt und das gesellschaftliche Zusammenleben gestört haben. Denn letztlich ist es mit dem Geld in der Volkswirtschaft wie mit der Luft im Akkordeon: Es geht nicht nur darum, ob je nach Zyklus gerade mehr oder weniger vorhanden ist, sondern darum, dass es optimal zirkulieren kann.

E-Mails an: wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2013)

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