Großer Helfer in kleiner Not

Der englische Fußball wird von José Mourinho profitieren.

Der Abschied überrascht nicht, man hat sich auseinandergelebt, die Liebe ist längst erkaltet, mitunter war es höchstens noch eine Hassliebe. José Mourinho war drei Jahre lang bei Real Madrid, er hat mit den „Königlichen“ nicht alles, aber doch einiges gewonnen. Dreimal ist der Startrainer ins Semifinale der Champions League gekommen, er hat einen Meistertitel geholt, aber unterm Strich ist das für einen Klub, wie es nun einmal Real Madrid ist, zu wenig. Mit dem Ausscheiden gegen Borussia Dortmund hat die Flucht des Portugiesen nichts zu tun, länger als drei Jahre ist er nirgendwo geblieben. Weder in Porto noch bei Inter Mailand – mit beiden Vereinen hat er die im europäischen Fußball begehrteste Trophäe gewonnen.

José Mourinho hat für Bescheidenheit nichts übrig, er fühlt sich immer zu Höherem berufen. Dreinreden lässt er sich schon gar nichts, das hat bei Real Madrid auch der Sportdirektor zu spüren bekommen. Mourinho bekam das alleinige Sagen, das hat der Mannschaft nicht ganz so geschmeckt. Die Tageszeitung „El Pais“ startete vor einigen Wochen eine Umfrage unter der Spielerauswahl – 15 gaben bekannt, sich einen Trainer zu wünschen, der nicht José Mourinho heißt. Einer davon dürfte Iker Casillas sein, der spanische Nationaltormann wurde degradiert.

Chelsea freut sich auf die Heimkehr von José Mourinho, er wird der gesamten Premier League neues Leben einhauchen. Der englische Fußball kann solche Trainer gut gebrauchen, auf internationalem Niveau besteht nämlich Aufholbedarf.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)

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