Türkische Wurzeln als Garantie für Stimmen – offenbar reicht das manchen als Qualifikation.
Brüste zu haben reicht bei den Grünen nicht als Qualifikation. Es war Efgani Dönmez, der 2008 mit diesem Sager – nicht nur – die grüne Parteibasis verstörte. Dass er vorher sagte, dass alle Frauen in seiner Partei hoch engagiert und qualifiziert seien, ging unter. Klar, ein solcher Sager polarisiert besser. Als Wertschätzung verkleideter Sexismus kommt ja immer gut. Haha!
Türke zu sein reicht bei den Grünen nicht als Qualifikation, könnte man nun analog zu Dönmez' Sager nachlegen. Und ja, es wäre unfair, allen Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstellen, dass sie nur zum Quotensammeln gut sind. Doch genau diese Vermutung liegt nahe, wenn man sich manche Funktionäre der Ökopartei ansieht. Dass etwa ein deklarierter Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe als Grün-Kandidat aufgestellt wird, ist weltanschaulich doch eher verwunderlich. Allerdings: Die betreffende Gemeinde hat einen hohen Anteil türkischstämmiger Wähler. Und die Grünen konnten plötzlich bei ihnen punkten. Nicht kompatible Weltanschauung? Egal, Hauptsache im Gemeinderat.
Dieses Phänomen gibt es nicht nur bei den Grünen. Auch manch andere Partei hat schon Quereinsteiger oder -köpfe extra für den Wahlkampf an Bord geholt. Nur fragt sich, ob es auf die Dauer gut geht, zugunsten billiger Stimmenmaximierung Menschen mit einer der Parteilinie diametral entgegengesetzten Einstellung an Bord zu holen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2013)