Wenn Kairos Militär Syrien nicht hätte...

Abseits der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ist die Restauration des Ancien Regime in vollem Gang.

In den vergangenen Wochen kursierte folgender Witz: Was ist ein ägyptischer Liberaler? Antwort: Jemand, der für einen Putsch gegen eine gewählte Regierung und die blutige Niederschlagung von Demonstrationen eintritt. Ein Zyniker könnte jetzt schadenfroh sein, dass nun auch Säkulare, die den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär noch lauthals bejubelt haben, auf der – juristischen – Abschussliste stehen, doch für Schadenfreude ist die Situation zu ernst.

Ägyptens neue Mächtige – also das Militär als Puppenspieler und die von ihm eingesetzten zivilen Marionetten – haben dabei unverschämtes Glück. Denn sie haben Syrien. Seit zwei Wochen, seit dem Giftgasangriff in Vororten von Damaskus, blickt die ganze Welt dorthin, jedes Kriegsschiff, das ins Mittelmeer einfährt, wird zur Nachricht. Und Ägypten, das noch kurz davor ganz im Fokus stand, war mit einem Mal wie weggeknipst. Das ist so nachvollziehbar wie verheerend, denn abseits der Aufmerksamkeit ist am Nil die Restauration des Ancien Regime in vollem Gang.

Der von den Generälen initiierte Verfassungsprozess gibt auch keinen Anlass zu Optimismus. Warum sollten gerade jene, die an einem pluralistischen, offenen Ägypten so gar kein Interesse haben, ein solches ermöglichen?

E-Mails an: helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2013)

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