Schöner Heimvorteil: Pfiffe, wenn's nicht läuft.
Es gab Pfiffe an diesem Länderspielabend, es gab Unmutskundgebungen in Stuttgart, wo Deutschland gegen Chile gewann, und in Klagenfurt, wo Österreich gegen Uruguay nachließ, aber immerhin ein 1:1 erreichte. Das Kärntner Publikum hatte es vor allem auf einen Mann abgesehen, der zwar im Lauf seiner Karriere schon viele Dummheiten gemacht hat, sich seit Monaten aber nichts hat zuschulden kommen lassen. Auch gegen Uruguay kann man die Leistung von Marko Arnautović nicht als schwach oder gar katastrophal beurteilen, der England-Legionär war vor der Pause bemüht und aktiv, ist nach Seitenwechsel zusehends abgetaucht – so wie einige andere auch. Aber auf einen Arnautović tritt man eben gern hin, weil der Exzentriker polarisiert. Und zwar in guten wie in weniger guten Tagen. Dabei bekommen die Klagenfurter einen Spieler seines Formats vielleicht noch alle heiligen Zeiten einmal zu sehen.
In Stuttgart hieß das Feindbild Mesut Özil. Vor dem Länderspiel gegen Chile war der Arsenal-Legionär vom Fanclub der Nationalmannschaft noch als Spieler des Jahres ausgezeichnet worden, seine Auswechslung kurz vor Schlusspfiff wurde von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Özil, der sensible Profi, von einer Formschwäche eingeholt, flüchtete wortlos aus dem Stadion.
Marko Arnautović, sonst nicht gerade auf den Mund gefallen, reagierte lediglich mit Unverständnis. Echte Anhänger sollten jedenfalls da sein, wenn man sie braucht. Vor allem dann, wenn es einmal nicht ganz wunschgemäß läuft.
E-Mails an:wolfgang.wiederstein@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)