Wenn Berlusconi ins Heim muss...

Vorbei sind die wilden Zeiten. Vorerst zumindest. Denn Silvio Berlusconi kommt jetzt mal ins Altersheim.

Einmal pro Woche muss der schillerndste Ex-Premier der italienischen Geschichte in einer Einrichtung nahe Mailand seine Steuersünden abbüßen, haben die Richter beschlossen. Nicht nur das: Um Punkt 23 Uhr hat der 77-Jährige daheim zu sein, nach Rom darf er höchstens drei Tage in der Woche. Zwölf Monate lang hat sich Berlusconi, der ein Leben lang auf Regeln gepfiffen hat, daran zu halten.

Wird nun der große Zampano den Rest des Jahres damit verbringen, mit Gleichaltrigen Bingo zu spielen, sanitäre Anlagen zu putzen oder Brei zu kochen? Wohl kaum. Und es ist auch wenig wahrscheinlich, dass der Multimilliardär dank seines Engagements im Sozialbereich zu neuer Bescheidenheit findet.

Denn Berlusconi ist und bleibt einer der talentiertesten Verkäufer der westlichen Welt. Wie jeder Händler, der etwas von seinem Geschäft versteht, wird er alles daransetzen, auch aus dieser nicht eben glorreichen Erfahrung Kapital zu schlagen. Die Voraussetzungen sind da: Die Richter haben dem Medienmagnaten nicht ausdrücklich untersagt, sich politisch zu engagieren. Seine Forza Italia ist zwar weiterhin zweitstärkste Kraft, durchlebt derzeit aber wegen interner Machtkämpfe einige Turbulenzen. Und die EU-Wahl steht vor der Tür. Das medienwirksam propagierte Bild des unfair verfolgten Märtyrerchefs, der sich nun auch noch für das Gemeinwohl aufopfert, könnte einige frustrierte Wähler zurückerobern.

Was haben die Insassen des Altersheims eigentlich verbrochen, dass sie sich dafür hergeben müssen?

susanna.bastaroli@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.