Volle Lager? Kein Grund zur Hysterie

Viele Asylwerber nutzen die offene Grenze zum Osten. Dramatisch ist die Situation aber – zumindest bis jetzt – nicht.

Das war zu erwarten: Zahlreiche Asylwerber, die zuvor in den neuen EU-Staaten gestrandet sind, haben die Gunst der Stunde genutzt und sind nach dem Fall der Schengen-Grenze nach Österreich gekommen, um hier einen neuerlichen Asylantrag zu stellen. Eine dramatische Situation? Nein. Das Geheul aus dem blau-orangen Lager kann man getrost vernachlässigen, da geht es nur um die Bedienung der fremdenfeindlichen Klientel. Schon ernster sind die Besorgnisse der Lokalpolitik in Traiskirchen zu nehmen. Aber auch da sollte man die Dimensionen beachten. Derzeit befinden sich 770 Asylwerber im Flüchtlingslager. Vor zwei Jahren sind es 2000 gewesen. Und schließlich ist das Problem von zeitlich begrenzter Dauer: Wer schon anderswo einen Asylantrag gestellt hat, wird berechtigtermaßen wieder dorthin zurückgeschickt. Das wird sich herumsprechen, der Asyltourismus hat damit kein langes Leben.

Dramatisch könnte die Situation nur werden, wenn die neuen EU-Staaten ihre Schengen-Außengrenzen nicht im Griff haben. Der Anreiz für Schlepper, Asylwerber dann gleich in eines der reicheren EU-Länder zu bringen und sie dort einen Asylantrag stellen zu lassen, wäre groß. Diese Gefahr sollte man im Auge behalten und sich notfalls auch nicht scheuen, die Schengen-Erweiterung wieder zurückzunehmen. Aber derzeit gibt es keinen Grund, in Hysterie auszubrechen.

(Bericht: Seite 2)


martin.fritzl@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2008)

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