Die verrückte Logik der Hamas

Die palästinensischen Extremisten werden durch jede Militäraktion Israels stärker.

Wer diese Logik versteht, muss selbst etwas irre sein. „Der Feind ist besiegt worden“, jubelte ein Sprecher der Hamas nach dem Abzug israelischer Bodentruppen aus dem Gazastreifen. Nach mehr als 100 palästinensischen und drei israelischen Toten. Doch in Nahost bemessen sich Sieg und Niederlage in anderen Kategorien.

Die Hamas hat die Militäraktion Israels herausgefordert. Seit Monaten feuern palästinensische Extremisten ungehindert Raketen auf Südisrael ab, drei pro Tag waren es 2007 im Jahresdurchschnitt. Wiederholt hat Israel mit militärischen Gegenmaßnahmen gedroht, es mit fragwürdigem Boykott und Stromkürzungen versucht. Doch die islamistische Führung, die sich gerne rühmt, nach ihrem Putsch im Sommer 2007 für Ordnung in Gaza zu sorgen, stoppte die Raketenangriffe auf Israel nicht.

Israel hat nun darauf geantwortet – und moralisch verloren, weil die Militäroperation unerträglich viele zivile Menschenleben gekostet hat. Das Schlimmste dabei: Israel hat sein Ziel nicht erreicht. Die Hamas wird weiter Raketen abfeuern. Wieder von Wohngebieten aus, damit Israels Reaktion ja möglichst viele palästinensische Opfer fordert.

Israel ist im Dilemma. Es kann die Hamas weder ignorieren noch auslöschen. Eine Wiederbesetzung Gazas ist keine Option, eine Fortführung der Strangulierungspolitik auch nicht. Letztlich wird Israel um einen Waffenstillstand mit der Hamas nicht herumkommen. Insofern gewinnen die Extremisten durch jede Militäraktion, die sie überleben. (Bericht S. 7)


christian.ultsch@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.