Die Alarmierer sind am Ende

Die Öffnung des Arbeitsmarkts für Osteuropäer ist der richtige Weg. Das zeigt Großbritannien, wo die Zuwanderer jetzt wieder zurückwandern.

Schimpf und Schande mussten jene ertragen, die in Österreich nach der EU-Erweiterung eine Öffnung des Arbeitsmarkts für Osteuropäer befürworteten. Von Naivität war da die Rede, von einer unaufhaltsamen Überflutung des heimischen Arbeitsmarkts mit Billigarbeitskräften. Selbst als es hierzulande zu einem Fachkräftemangel kam, blieben die Skeptiker in der Überzahl. Wer pragmatisch, statt ängstlich argumentierte, dem wurde selbst zu diesem Zeitpunkt noch das Beispiel Großbritannien entgegengehalten. Denn die Insel hat ihre Tore für Polen, Tschechen und Slowaken als einziges EU-Land wirklich weit geöffnet – und wurde deshalb mit nicht weniger als einer Million Zuwanderern „überflutet“.

Dass die Briten dieses Erlebnis ohne Schaden überstanden, sondern ebenso wie die temporär zugewanderten Osteuropäer sogar wirtschaftliche Vorteile daraus zogen, hätte die Skeptiker eigentlich schon nachdenklich machen müssen. Und dass jetzt die Zuwanderer wieder zurückwandern, weil es in ihrer Heimat wirtschaftlich bergauf geht, bringt selbst die härtesten Alarmierer in Erklärungsnotstand. Es geht nämlich hier um keine Bedrohung, sondern lediglich um einen funktionstüchtigen Arbeitsmarkt, auf dem es einen positiven Ausgleich zwischen Ländern mit höherer und niedrigerer Arbeitslosigkeit und zwischen Ländern mit attraktiveren und weniger attraktiven Löhnen gibt. (Bericht: S. 8)


wolfgang.boehm@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2008)

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