Schon in den späten 1970er-Jahren besang Crass in dem Song „Punk Is Dead“ den Tod der Punkbewegung.
Das war vielleicht dann doch etwas verfrüht. Fast vier Jahrzehnte später muss man der britischen Band allerdings recht geben: Zumindest in Wien ist der Punk schon ziemlich in die Jahre gekommen.
Die Besetzer des Hauses rund um die „Pizzeria Anarchia“ in Wien Leopoldstadt wählten am Montag nämlich den konservativsten aller Wege, sich an die Öffentlichkeit zu wenden: Um ihre Sicht der Dinge bei der Räumung des Hauses in der vergangenen Woche darzustellen, veranstalteten sie eine Pressekonferenz in einem Kaffeehaus. Zwei Männer und zwei Frauen stellten sich – immerhin mit Hund – ganz klassisch den Fragen der Journalisten. So viel Konformismus ist man von den Männern und Frauen in Doc Martens und mit Irokesen sonst ganz und gar nicht gewohnt. Was kommt nun als Nächstes? Ein gemütliches Kamingespräch bei Lachsbrötchen? Einemediengerecht inszenierte Klausur in Loipersdorf? Personalisierte Weihnachtsgrüße an die Redaktionen?
Dabei wäre konventionelle Medienarbeit zumindest für die Wiener Polizei ein Muss: Bis jetzt möchte man dort nicht verraten, wie viele Beamte tatsächlich bei jener Hausräumung am vergangenen Montag im Einsatz waren. Abgeordnete müssten eine parlamentarische Anfrage stellen – erst dann würde das Innenministerium Auskunft darüber erteilen. Bis zur Beantwortung kann es aber dauern. Bis dahin ist wohl auch der letzte Punk in Wien erwachsen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2014)