Geografienachhilfe für Putin

Merkwürdige Dinge ereignen sich an der russisch-ukrainischen Grenze. Da „verirren“ sich russische Fallschirmjäger im Donbass, weit auf ostukrainischem Territorium – übrigens just an jenem Tag, an dem Wladimir Putin und sein ukrainisches Pendant, Petro Poroschenko, in Minsk einander zähneknirschend die Hände schütteln. Klammheimlich begräbt Russland derweil seine gefallenen Soldaten, transportiert Verletzte in ein Militärspital und lässt nächtens Panzer, Abwehrraketen und sonstiges schweres Kriegsgerät retour über die Grenze rollen.

Früher hätte man das als eine Invasion bezeichnet, im Neusprech von Putins „Neurussland“ nennt sich das euphemistisch „Urlaub“. So jedenfalls erklärte ein Separatistenführer den Umstand, dass russische Soldaten quasi in ihrer Freizeit an der Seite ihrer „Brüder“ kämpfen.

Was die einen für Zynismus oder Chuzpe halten mögen, hat für den Kreml eine zwingende Logik: Wie sonst als durch nur noch notdürftig verschleierte Militärkolonnen sollte man einen Landkorridor zur annektierten Halbinsel Krim schlagen, dem Urlaubsparadies von Stalin und der Sowjet-Nomenklatura? Eine kanadische Nato-Delegation gab Putin jüngst via Twitter Geografienachhilfe. Vielleicht würde es ja nutzen, dessen Truppen mit einem Navigationsgerät auszustatten, um sie vom illegalen Grenzübertritt abzuhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)

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