Ein ausländischer Fonds investiert in einen heimischen Staatsbetrieb. Ein gewagtes Unterfangen – für den Fonds.
Ganz klar ist die Motivation des australischen Pensionsfonds IFM Global Infrastructure, in den Flughafen Wien zu investieren, noch nicht. Sucht der Fonds wirklich nur ein langfristiges Investment mit einer Rendite von zuletzt zirka zwei Prozent? Wenn ja, warum ist der Fonds dann bereit, eine Prämie von knapp 30 Prozent auf den Börsenkurs zu zahlen? Da muss das Investment wirklich langfristig sein, damit sich das auszahlt.
Gespräche mit den dominierenden Eigentümern – den in einem Syndikat verbundenen Ländern Wien und Niederösterreich sowie der dem Syndikat „freundlich“ eingestellten Mitarbeiterstiftung – wurden laut dem Fonds bisher nicht geführt. Man wolle ein reiner Finanzinvestor sein. Viel mehr sollten die Australier sich dann aber auch nicht erwarten. Denn eines ist hierzulande klar: Wer in einen Betrieb mit staatlicher Mehrheitsbeteiligung investiert, darf zwar sein Geld abgeben. Mitspracherechte erhält er aber keine.
Ein gutes Beispiel dafür ist ebenfalls in Niederösterreich zu finden, in Form des Landesenergieversorgers EVN. Dort ist schon seit Jahren der Landesversorger von Baden-Württemberg, die EnBW, mit knapp einem Drittel beteiligt. Viel gebracht hat das den Deutschen bisher nicht. Neun von zehn Aufsichtsräten werden weiterhin von Niederösterreich bestellt – einen erhielten sie „gnadenhalber“, wie es der Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger ausdrückt.
Denn laut heimischem Gesetz entscheidet die Mehrheit nahezu vollständig über die Zusammensetzung eines Aufsichtsrates. Selbst für Aktionäre mit Anteilen von deutlich über der Sperrminorität bedeutet dies, bei wichtigen Entscheidungen – etwa über die Vorstände – nur Zuschauer zu sein. Eine praktische Situation für die Politik: Man kann von ausländischen Investoren das Geld nehmen, ohne ihnen Rechte geben zu müssen.
Einen Aufschrei gibt es nur dann, wenn jemand den Spieß umdreht – wie zuletzt Carlos Slim bei der Telekom Austria. Dann ist das Geschrei groß, warum plötzlich der Mehrheitsbesitzer das Sagen hat.