Ohne markige Chiffre gegen die Jihadisten

Militärcode spiegelt die kriegsmüden USA wider.

Der Krieg im Irak ging in seine zehnte Woche, und er hatte immer noch keinen Namen. Böse Zungen lästerten längst: „Verloren in der Wüste – für immer.“ In den letzten 25 Jahren, so der Anschein, hatten die USA das Zweistromland so oft bombardiert, dass dem Pentagon die Fantasie ausging. Dem Krieg einen Codenamen zu geben hat in Washington Tradition. Von „Desert Storm“ über „Desert Fox“ bis hin zu „Operation Iraqi Freedom“: Stets stellten die US-Generäle die Militärmission unter eine markige Chiffre.

Nach 13 Jahren Fronteinsatz ist die Nation so kriegsmüde, dass der Präsident euphemistisch am liebsten von Antiterroreinsatz spricht. Zumal Barack Obama eingestand, keine Strategie gegen die Jihadisten des IS in petto zu haben. Ohne jedes Aufheben hat Washington den Militäraktionen jetzt doch einen Stempel aufgedrückt: „Operation Inherent Resolve“ soll Entschlossenheit signalisieren, doch es fehlt an Prägnanz – und spiegelt so die Ambivalenz einer Nation wider, die gezwungenermaßen die Führungsrolle in der Anti-IS-Allianz übernahm.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2014)

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