Schweinehund als Glückskiller

Wieder einmal Danke sagen und den Nächsten auch mit dem Herzen sehen.

Im Vorjahr haben rund 53 Prozent der Österreicher, die Silvester-Vorsätze gefasst haben, die eigene Gesundheit im Visier gehabt. 22 Prozent wollten abnehmen, 13 Prozent setzten sich sportliche Ziele.

Und dann kam für viele der innere Schweinehund auf die Bildfläche. Fast ein jeder kennt dieses ungeliebte Tier, das einen immer wieder von guten Vorsätzen abhält. Mit so viel Euphorie nimmt man sich am letzten Tag eines Jahres vor, mehr Sport zu machen, weniger zu essen, gesünder zu leben. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.

Vielleicht könnte man den Schweinehund ein wenig überlisten, in dem man die Vorsätze nicht zu allgemein hält. Also nicht global „mehr Bewegung“ und „weniger Fett“, sondern konkreter. Etwa so: Ab morgen nehme ich nur in Ausnahmefällen den Lift, ansonsten benütze ich die Stiege. Oder: 2009 gehe ich jeden Mittwochabend schwimmen. Oder: Im neuen Jahr werde ich immer am Dienstag joggen oder Nordic walken. Und wenn man dies Unterfangen zu zweit, zu dritt oder zu viert plant, steigt die Chance, dass das Bellen des Schweinehundes tatsächlich verstummt.

Auch bezüglich Essen ist man gemeinsam vermutlich stärker. Gegenseitige motivierende Anrufe, anturnende Treffs, bei denen man über Erfolge erzählt und den anderen den Mund aufs weniger Essen wässrig macht. Oder man nimmt sich konkret vor, nur einmal im Monat Gebackenes zu konsumieren. Oder man lässt täglich ganz bewusst etwas weg – das Extrablatt Salami, die Nachspeise, die Chips zum Fernsehen.

Solch Vorgehen wird freilich nicht die Kondition eines Marathonläufers und auch nicht Berge von Kilos zum Schmelzen bringen. Aber: Es wird vielleicht Lust auf mehr Bewegung machen. Und es wird vielleicht verhindern, dass man 2009 schon wieder drei, vier Kilos ansetzt. Auch kleine Schritte, konsequent in die richtige Richtung gegangen, führen letztlich zum Ziel.

Was ich mir von 2009 wünsche? Dass der Mensch wieder öfter ein Lächeln für Kollegen, Bekannte hat. Dass der Sohn seine alte Mutter öfter anruft. Dass der Partner öfter zeigt, wie wichtig ihm die Beziehung ist. Dass Freunde, Verwandte mehr Zeit füreinander haben. Dass man wieder einmal danke sagt. Dass man seine Nächsten auch mit dem Herzen sieht. Auch hier ist eine (andere) Spezies von Schweinehund dem Glück im Wege. In diesem Sinne: Ein erfolgreiches, gesundes 2009. Und: Danke für Ihre Treue.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2008)

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