Nur ein schnöder Staatsstreich

Madagaskars Opposition setzt mit Armeehilfe den Präsidenten ab und nennt das Demokratie.

Madagaskar ist ein schönes Land. Rund 150 Millionen Jahre ist es her, dass sich die viertgrößte Insel der Welt von Afrika gelöst hat. Die Evolution ging eigene Wege und schuf ein Artenparadies. Auch eine auffällige Politikerspezies ist hier heimisch: machtbesessene Egomanen, die bevorzugt auf den Druck der Straße setzen und Eigennutz mit Gemeinwohl verwechseln – nicht, dass es die Gattung woanders nicht auch gäbe. Doch bei der madagassischen Art dürften diese Eigenschaften besonders stark ausgeprägt sein.

Was der neue starke Mann Andry Rajoelina als „Sieg der Demokratie“ anpreist, ist ein schnöder Staatsstreich gegen den gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana. Ein Volk, das aufsteht gegen seinen Führer, weil der dem Daewoo-Konzern 1,3 Mio. Hektar Land zum Anbau von Mais und Ölpalmen für Südkorea für ein Butterbrot überlassen wollte? Von wegen. Die Landfrage ist zwar äußerst heikel, dient aber vor allem als vorgeschobenes Argument in einem mit allen Mitteln geführten Machtkampf.

Dass Ravalomanana viel Schindluder getrieben hat – geschenkt. Das fängt bei Gesetzen an, die offenbar nur den Geschäftsinteressen des Millionärs gedient haben, und hört bei einem Präsidentenjet um 60 Mio. Dollar noch nicht auf – während die Mehrheit der Bevölkerung von einem Dollar pro Tag leben muss. Dass der Präsident nach mehr als 135 Toten durch seinen Rückzug vorerst weiteres Blutvergießen verhindert hat, ist der einzige positive Aspekt, den man diesem Trauerspiel abgewinnen kann.


helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2009)

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