Fatales Eigentor des WM-Gastgebers

Südafrika wollte den Dalai Lama nicht bei einer Friedenskonferenz dabeihaben. Nach heftigen Protesten ist die ganze Konferenz geplatzt.

Als ob Südafrika aufgrund der inneren Sicherheitslage, der hohen Kriminalitätsrate und fremdenfeindlicher Gewaltausbrüche als Gastgeberland der Fußball-WM 2010 nicht schon genug Probleme hätte: Mit dem Image-Desaster, das die Regierung in Pretoria mit der Verweigerung der Einreise für den Dalai Lama, der an einer Konferenz mit Friedensnobelpreisträgern teilnehmen wollte, jetzt verursacht hat, sind diese Probleme noch gewachsen.

Jedermann ist völlig klar, dass Pretoria den Grenzbalken für den Dalai Lama herunterließ, weil es China so wollte. Ein Blick auf die bilaterale Handelsbilanz genügt. China droht inzwischen ganz offen jeder Regierung, die es wagt, Kontakte mit dem Dalai Lama zu unterhalten, oder die ihm ein Forum für seine Auftritte gibt. Peking will seine total verkrampfte Haltung zum Dalai Lama und seine starrsinnige Position in der Tibet-Frage der ganzen Welt aufzwingen.

Pretoria hat sich dem Tibet-Dogmatismus Chinas gebeugt – und steht jetzt da wie ein begossener Pudel: Ein Land, das durch jahrzehntelange weltweite Solidaritätsaktionen einst sein widerliches Apartheidregime abschütteln konnte, will einen friedfertigen Mönch, dem es nur um ein anständigeres Leben für seine Tibeter geht, nicht einreisen lassen. Dabei war er 1999 und 2004 schon da, ohne dass in Südafrika oder China die Revolution ausbrach. Beide Staaten haben sich mit dieser Aktion selbst geschadet – und die Sympathiewerte für den Dalai Lama gesteigert. (Bericht: Seite 5)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2009)

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