Die Chuzpe des Bibi Netanjahu

Israels Premier brüskiert Obama aus Eigennutz.

Von diplomatischen Gepflogenheiten hält Benjamin Netanjahu nicht viel. Zum Solidaritätsmarsch durch eine Pariser Seitenstraße lud sich Israels Premier neulich kurzerhand selbst ein. Im Small Talk hatte Nicolas Sarkozy gegenüber Barack Obama einmal gar geätzt: „Ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist ein Lügner.“ Worauf der US-Präsident antwortete: „Du hast die Nase voll von ihm. Aber ich habe jeden Tag mit ihm zu tun.“

Wie wahr. Benjamin („Bibi“) und Barack sind einander in herzlicher Abneigung zugetan. Den zahllosen Brüskierungen setzte der „Bully“ Netanjahu eine neue hinzu, als er sich an Obama vorbei eine Einladung für seine dann mittlerweile dritte Rede vor dem US-Kongress besorgte, um „dem US-Volk zu danken“, wie er betonte. So viel Ehre wurde nur Winston Churchill zuteil. Die Ansprache im März fällt indes in die heiße Wahlkampfphase in Israel, und Obama tut gut daran, ihn nicht im Weißen Haus zu empfangen. Sage keiner, Chemie spiele in der Politik keine Rolle.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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