Machtspiele im römischen Basar

Bei der Präsidentenwahl geht es gar nicht um die Person. Das ist gefährlich.

Italiens Präsident kann das Parlament auflösen, Wahlen ausrufen, den Premier ernennen. Insofern ist seine Persönlichkeit nicht ganz unbedeutend. Doch im Zuge des Gefeilsches um die Nominierung wurde das Profil des Kandidaten zur Nebensächlichkeit reduziert.

Im Vordergrund steht die Frage: Welche Fraktion setzt sich durch? Die „Renzianer“ – was die Macht des Premiers in Partei und Regierung festigen würde? Oder die rebellischen Linken, die Renzi schwächen wollen? Vielleicht aber wird es doch Silvio Berlusconis Wunschkandidat – und das wiederum käme einer Art politischer Wiedergeburt des verurteilten Cavaliere gleich.

Dieser Macht-Basar erinnert an sehr hässliche Zeiten: Auch wegen solcher intransparenter Deals hinter verschlossenen Türen wandten sich die Italiener angewidert von den Parteien ab – und stärkten die Antipolitiker (Grillo und Konsorten). Vielleicht sollte sich Renzi daran erinnern, wenn er das nächste Mal Berlusconi trifft.

susanna.bastaroli@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2015)

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