Die Griechen sitzen am kürzeren Ast

Olivenzweig
Olivenzweig(c) EPA (Everett Kennedy Brown)
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Warum niemand die Griechen erpresst.

"Wir lassen uns nicht erpressen." Mit dieser etwas eigenartigen Interpretation der Vorgänge reagierte der griechische Vize-Außenminister Nikos Chountis am Dienstag auf das Scheitern der Finanzminister-Verhandlungen am Montagabend. Diese wurden ja ergebnislos abgebrochen, weil der griechische Ressortchef Yanis Varoufakis keinen Millimeter von seiner bereits bekannten Linie abweichen wollte: Ja zu neuem Geld. Nein zu den im Gegenzug verlangten Auflagen der Geldgeber.

Der Vize-Außenminister zeigt damit offen den Denkfehler, dem die neue griechische Regierung und ihre Sympathisanten in den anderen EU-Ländern unterliegen. Niemand erpresst Griechenland. Erpressung bezeichnet nämlich das ungerechtfertigte Verlangen einer Leistung. Doch es sind die anderen Euroländer, die eine Leistung – nämlich frische Finanzhilfen – erbringen sollen. Von den Griechen wird nur im Gegenzug verlangt, ihre Ausgaben an ihre Einnahmen anzupassen, so wie es bei stark überschuldeten Schuldnern eben üblich ist.

Viel des griechischen Verhaltens dürfte Theaterdonner sein, weil sich die Regierung das derzeit noch leisten kann und mit Blick auf die Stimmung im eigenen Land auch muss. Daher dürfte auch das am Montag für Freitag gesetzte Ultimatum für eine Verlängerung des Hilfsprogramms vorerst noch einmal verlängert werden. Wirklich ernst wird die Sache erst Ende März, wenn Athen Anleihen im Ausmaß von mehreren Milliarden zurückzahlen muss. Dann müssen sich die Griechen entscheiden, ob sie nachgeben und frisches Geld erhalten oder in die Staatspleite schlittern wollen. Letzteres wäre zwar auch für die anderen Euroländer problematisch – für die Griechen jedoch am teuersten. Denn anders als 2011/12 ist diesmal die Gefahr einer Ansteckung anderer Länder gebannt. Und deswegen sitzt Athen langfristig auch am kürzeren Ast.

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