Krieg gewonnen, noch nicht den Frieden

Auf Sri Lanka hat die Armee die Separatisten niedergerungen. Jetzt müsste die Regierung der tamilischen Minderheit entgegenkommen.

Auf den ersten Blick hat es einiges für sich, wenn manche jetzt nach Sri Lanka zeigen und argumentieren: Seht, so besiegt man eine terroristische Separatistenbewegung. In gut einem Jahr ist es der Regierungsarmee gelungen, die tamilischen „Befreiungstiger“ niederzuringen. Präsident Rajapakse hatte den rücksichtslosen Kampf gegen die Separatisten angekündigt – und er hat Wort gehalten.

Ein Sieg für Rajapakse – aber zu welchem Preis? Vieles deutet darauf hin, dass da in den vergangenen Wochen im Norden Sir Lankas ein entsetzliches Gemetzel vor sich gegangen ist, in dem keine der Konfliktparteien Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen hat. Nicht umsonst blieben ausländische Beobachter aus dem Kampfgebiet ausgesperrt, man wollte keine unabhängigen Zeugen bei dem Menschenabschlachten haben.

Hunderttausende Tamilen, die geflüchtet sind, vegetieren jetzt in Lagern – eine Brutstätte für neue Kämpfer. Die „Befreiungstiger“ haben schon angekündigt, ihren Kampf als Guerrilla-Krieg fortzusetzen. Und solange die Regierung in Colombo kein Rezept hat, um der tamilischen Minderheit das Gefühl zu nehmen, „Bürger zweiter Klasse“ zu sein, solange werden die sich weiter wehren. Wenn Rajapakse ein großer Staatsmann sein will, nicht nur ein großer Feldherr, muss er jetzt den Frieden gewinnen. Eine viel schwierigere Aufgabe als der militärische Sieg über die Tiger.


burkhard.bischof@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2009)

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