Trump, der Spezialist im Aussperren

Das Provinznest Dubuque am Westufer des Mississippi gilt als die älteste von weißen Siedlern gegründete Stadt in Iowa, benannt nach einem Pelzhändler, der sich 1785 in dieser Gegend niederließ.

Vor allem Iren und Deutsche zogen dorthin, wegen der Bleivorkommen. Da war es aus mit dem Frieden für das indigene Volk der Fox. Der Slogan der Eindringlinge lautete: „Go West!“ Gelegentlich hört man seither aus Dubuque von Fluten, sonst ist es inzwischen ein beschaulicher Ort. Bisher.

In der Nacht auf Dienstag aber erregte ein Besucher der Stadt am großen Fluss internationales Aufsehen. Der US-Milliardär Donald Trump, ein Abkömmling schottisch-deutscher Immigranten, der um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner kämpft, legte sich mit einem Reporter an: Jorge Ramos ist ein Nachrichtenstar der Latino-Community beim Sender Univision. Zugegeben, er war nicht am Wort, versuchte einen Kollegen zu übertönen, der gerade eine Frage stellen wollte – doch musste Trump dem Mann deshalb zurufen, er soll zurück zu seinem Sender gehen? Stante pede eskortierten Sicherheitskräfte den kritischen Journalisten hinaus. Der wird nun bei seinen Fans und den Gegnern des Milliardärs ein noch größerer Held sein als zuvor. Da dürfte es Trump wenig nutzen, dass er Ramos später wieder in den Saal ließ, um mit ihm lautstark über Immigration zu streiten.

Univision freut die Quote sicher. Aber wie wird sich der Fall auf die Chancen des ruppigen Politikers auswirken? Trump, der gern mit Aussperren, Zäunen, Protektionismus droht, hat gezeigt, wie er Probleme löst. Macht das mehrheitsfähig? Jedenfalls ist er erneut auf allen Kanälen präsent und führt weiter in Umfragen.

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2015)

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