Sollen die Rektoren mehr verdienen als gewöhnliche Minister?

Guter Uni-Rat ist teuer. Am besten wäre eine Zusatzversicherung.

Der Salzburger Rektor Heinrich Schmidinger, Philosoph, Theologe und Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz, hält es nicht für überzogen, dass Vertreter seiner Zunft zum Teil mehr Gehalt beziehen als Minister, die hierzulande mit jährlich etwa 240.000 Euro zu Buche schlagen. Denn bei Seinesgleichen komme eine Mehrbelastung dazu: Wenn seine Universität in Konkurs gehe, hafte er, anders als Politiker, mit seinem Privatvermögen, sagte er im „Mittagsjournal“ von Ö1. Und gemessen an der Beschäftigtenzahl würden Rektoren in vielen Fällen mehr Verantwortung als Direktoren öffentlicher Einrichtungen tragen.Konfrontiert mit dem ministeriellen Begehren, Spitzengehälter von Größen unserer Geisteswelt zu limitieren, mahnte Schmidinger zur Geduld. Man solle nichts übers Knie brechen. Vor 2018 dürfte sich also nichts bewegen.

Und das ist gut so. Wir Logotheten der dogmatisch-neoliberalen Ethik-Abteilung des „Gegengiftes“ haben so noch eine Frist, über „Haftung“ nachzudenken, das von „fassen“, „ergreifen“, „kleben“ herrührt, im Extremfall bis zur „Gefangenschaft“ führt. Keine Scherze mit solchen Wörtern! Wie wir wissen, kommen Minister, Nationalbanker, Finanzmarktaufseher und sogar einfache Bankvorstände, die Pleiten verursachen, begünstigen oder auch nur still erdulden, in Österreich reihenweise für Jahrzehnte ins Gefängnis. Ähnliches passiert sogar in Deutschland mit Konzernchefs.

Nein, solch eine Ungerechtigkeit darf man unserer Universitätselite, die an anderes als an schnöde Verbindlichkeiten denken muss, nicht zumuten. Deshalb ein Vorschlag: Der Staat zahle den Rektoren die üblichen Professorengehälter. Zusätzlich versorge er diese hohen Damen und Herren mit Risikoversicherungen, die sie vor zu viel Verantwortung schützen.

Postskriptum: Der Rektor ist ursprünglich ein geistlicher Würdenträger, er wurde zur Leitfigur der „Universitas Magistrorum et Scholarium“. Dieses Amt sollte eine Ehre sein, keine Cashcow für verhinderte Manager.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

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