Der Mann nach Faymann

Wer folgt Werner Faymann? Die Antwort steht aus, fix ist aber schon jetzt, wer nicht: eine Nachfolgerin.

Der interimistische SPÖ-Chef, Michael Häupl, spricht nur von einem Nachfolger.

Jetzt könnte man sagen: Na und? So viele geeignete Kanzler in spe gibt es halt nicht, zudem haben sich Frauen wie Brigitte Ederer selbst aus dem Rennen genommen (Ederer empfand sich – obwohl gleich alt wie Gerhard Zeiler – als zu alt).

Allerdings findet die Debatte nicht im luftleeren Raum statt. Sondern in einem Land, in dem es derzeit null Frauen unter den Landeshauptleuten gibt, in dem es noch nie eine Präsidentin der Gewerkschaft gegeben hat. Und das noch nie eine Bundespräsidentin hatte, obwohl Irmgard Griss gezeigt hat, dass die Wählerschaft für eine Frau an der Spitze prinzipiell bereit wäre.

Aber ist es auch die Politik? Wenn es wirklich um Macht geht, zeigt sich, was der Soziologe Ulrich Beck „verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“ genannt hat. Soll heißen: Theoretisch sind alle willens und wissen, wo es hakt. In der Praxis bleibt alles, wie es ist. Entscheidend für die erste Reihe in der Politik im Österreich des Jahres 2016 ist noch immer, ob man Bauer, Beamter oder Gewerkschafter ist.

Anders gesagt: Über einen weiblichen Sebastian Kurz oder eine Wiener Bürgermeisterin werden wir noch länger nicht diskutieren. Nicht einmal in der Theorie.

E-Mails an: ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2016)

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