Ausgeliefert

Der politische Größenwahn von Recep Tayyip Erdoğan ist um eine Äußerung reicher.

Diesmal geht es nicht um die Demontage der türkischen Demokratie oder die Repressalien gegen die Opposition, sondern wieder einmal um den Flüchtlingsdeal mit der EU, also das Erpressungsinstrument des Präsidenten gegenüber der Union.

Wie der „Spiegel“ schreibt, lässt Ankara hoch qualifizierte syrische Flüchtlinge gar nicht mehr in die EU ausreisen, sondern schickt nach dem vereinbarten Umsiedlungsmechanismus überdurchschnittlich viele Kranke oder schlecht ausgebildete Menschen. Eine Auswahl treffen zu dürfen, habe Ankara im Flüchtlingsabkommen durchgesetzt (was eigentlich Aufgabe des UNHCR ist).

Das Schlimme ist: Erdoğan kann sich so ein Vorgehen leisten, solange die EU ihr Schicksal in der Flüchtlingskrise von diesem Abkommen abhängig macht und sich damit dem Möchtegernsultan ausliefert. Welche Blüten das treibt, konnte man am Samstag in Angela Merkels wöchentlichem Video-Podcast bestaunen: Darin lobte die deutsche Kanzlerin die Türkei für die Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Kritik? Mit keiner Silbe. RAA

(Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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