Gefährliches Bekenntnis

Das Klima zwischen Moskau und Washington scheint erheblich schlechter zu sein, als es die versteinerten Mienen der jeweiligen Außenminister vermuten lassen.

Anders ist es nicht zu verstehen, wenn Vizepräsident Joe Biden Russland mit Krieg droht.

Krieg? Zugegeben, ein starkes Wort, das man jedoch im Kontext der Waffen des 21. Jahrhunderts sehen muss. Wenn Barack Obamas Stellvertreter davon spricht, Russland „bloßzustellen“, „eine Botschaft“ mit „größter Wirkung“ zu senden, dann ist es naheliegend, dass er die Methoden des Cyber-War meint. Methoden, die man kennt, deren Urheber jedoch für gewöhnlich unter dem Radar der Öffentlichkeit bleiben.

Russland agiert darin bisher wahrhaft meisterlich. Hacks gegen US-Regierungsbehörden, Beamte und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gehen wohl von Moskau aus. Beweise und Bekennerschreiben fehlen aber. Geheimdienste, die für gewöhnlich über diese Waffen verfügen, wissen, warum: Solche Angriffe sind nur vertretbar, solange der Angreifer im Dunkeln bleibt. Bidens transparentes Bekenntnis birgt deshalb das Potenzial für eine gefährliche Eskalation.

(Print-Ausgabe, 16.10.2016)

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